… Da nimmt der Mann den beschädigten Türrahmen ins Visier. Nach einem kräftigen Atemzug geht er langsam rückwärts aus dem Raum, verläßt auch das Vorzimmer wieder und schließt leise die Tür zum Flur. Von dort dringt seine verhaltene Stimme zu uns herein und ein Krächzen, welches aus einem antiquierten Sprechfunkgerät stammt. Der Wachmann ist wohl dabei, einen Kollegen zu Hilfe zu rufen.
Ich mache mir plötzlich Sorgen um Susanne. Für mich ist es kein großer Umstand, rasch aus diesem Gebäude zu verschwinden. Wir befinden uns nur im dritten Stock, notfalls kann ich hinunter springen. Aber für Susanne stellt das ein Hindernis dar. Daher öffne ich das breite Fenster und schaue hinaus, links läuft das Rohr einer verzinkten Dachrinne nach unten, das erleichtert den Abstieg für mich. Wie aber soll sie da hinuntersteigen? Das Fenster wird wieder geschlossen.
Endlich hat der Brenner seine Arbeit beendet, Susanne packt beide Kopien in die Tüte, fährt den Computer herunter, verstaut die CDs wieder im Aktenschrank, und wir schleichen uns zur Tür des Sekretariats. Da dringen entfernte Polizeisirenen in unsere Ohren, werden lauter, und es wird uns klar, daß sie hier am Institut haltmachen werden. Woher weiß ich, daß es Polizeisirenen sind? Gegenüber liegt das Klinikum, es könnten durchaus Martinshörner eines Krankenwagens sein, der sich nähert. Aber ein Blick auf meine Uhr bestätigt meine Vermutung. Es ist kurz vor zwei Uhr morgens, um diese Zeit schalten die Krankenfahrer aus Rücksichtnahme ihre Sirenen nicht ein, wenn sie durch die ruhigen Straßen fahren. Das tun nur Polizeistreifen - im Einsatz!
Susanne spürt meine Unruhe. Wir haben zuvor vereinbart, daß wir uns alleine durchschlagen, sollte etwas dazwischen kommen, sollten wir getrennt werden; daran erinnere ich sie durch Handzeichen. Sie nickt tapfer. Sie hat verstanden, das beruhigt mich. Durch die Tür können wir jetzt nicht mehr entweichen, die wird mit Sicherheit von dem Mann mit dem Funkgerät bewacht - und ich habe sein Pistolenhalfter am Gürtel gesehen. Es ist zu gefährlich. Bleibt uns eigentlich nur der Weg über die Dachrinne.
Susanne wird von mir zurück zum breiten Fenster gedrängt, ich öffne es erneut, zeige auf das verzinkte Rohr und lege ihre Arme um meinen Hals, um ihr zu verstehen zu geben, daß sie sich dort festhalten soll. Als sie jedoch nach unten schaut, verläßt sie augenblicklich der Mut.
„Ich kann das nicht“, höre ich sie sagen. …
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