Der längste Tag, den Joachim seit langem verbracht hatte. Er war fleißig gewesen, hatte eingekauft, Blumen besorgt, geputzt, gewaschen und warum auch immer, das Bett mit der schönsten Wäsche bezogen. Na ja, es war Samstag und da mussten solche Dinge gemacht werden. Bislang hatte nur Max dieses Bett mit ihm geteilt.
Ein kleiner Imbiss war bereitet und die Zeit verging zu schnell. Nur umziehen mussten sie sich noch. Es ging bei Vera schneller als bei ihm. Ihr Kleid, weich fallend und schmal in einem ganz, ganz hellen Grau, bestach durch Schlichtheit und Eleganz. Dazu schlichte Schuhe und ein Täschchen an silberner Kette für die wichtigsten Dinge. Alles edel und elegant, einfach Vera.
Joachim brauchte natürlich Hilfe. Ungebunden hielt er die Krawatte in der Hand, ob Vera sie wirklich knoten konnte? Sie konnte und er konnte sie bewundern. Hatte er wirklich geglaubt, sie käme in einem dieser glitzernden, ärmellosen Fummelchen aus dem Modestübchen? Nein, nicht wirklich. Das wäre nicht Vera gewesen.
Es waren nur ein paar Schritte über die Straße zum Saal. Ein schönes Paar die beiden. Joachims Zeitplan ging auf, sie waren die letzten und von allen erwartet. Er strahlte, wirkte verjüngt, legte seinen Arm um Veras Schulter, zog sie etwas an sich heran und sagte ganz einfach laut und deutlich: “Guten Abend, dass ist Vera.” Sonst gar nichts und das reichte. Jeder stellte sich selbst vor, sagte Hallo und guten Abend. Man plauderte und erzählte, nahm Vera auf und bezog sie in die Gespräche ein. Gesehen hatte man sie hier schon öfters, nur sehen ließ sich Joachim mit ihr heute zum ersten Mal.
Ein herrliches Essen, gute Musik, nette Gespräche. Es wurde nicht zuviel getrunken. Vera genoss den Abend. Joachim war ein ausgezeichneter Tänzer und ließ sie nur ungern los. Wenn bei Vera nur nicht diese Unsicherheit gewesen wäre. Warum hatte Joachim dieses Hotelzimmer bestellt. Wollte er nur einfach höflich und fürsorglich sein oder wollte er nichts mehr als Freundschaft?
Nie zuvor und schon gar nicht in den letzten vier Jahren hatte man Joachim so unbeschwert und frisch gesehen. Vera bekam ihm gut. Wo hatte er sie nur so lange verstecken können. …
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