Schweben
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Was ich Ihnen unbedingt vorher noch sagen wollte
erste Erfolge
Zurück auf dem Boden



Lesen Sie dieses Vorwort zuerst!
Versierte Leser haben gelernt, ihren Gedanken und Gefühlen Flügel zu verleihen. Sie werden durch die Lektüre eines Romans in andere Welten versetzt. Welten, die völlig anderen Regeln und Gesetzten gehorcht. Gesegnet, wem dies gelingt!
Der Autor versucht in diesem romanunabhängigen Vorwort die werte Leserschaft auf seine Art zu motivieren, mit ihren Gedanken die Grenzen dieser eingeengten Welt zu sprengen!

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Kennen Sie das Gefühl zu schweben

Anthony Tinamis

Was ich Ihnen unbedingt vorher noch sagen wollte...


Kennen Sie das Gefühl zu schweben? (Ich weiß, was Sie jetzt vielleicht denken: Vor mir liegt doch eigentlich ein Roman und keine Selbsthilfebroschüre!)
Aber mal im Ernst, haben Sie sich das schon einmal vorgestellt? Völlig schwerelos zu sein? Nein, nicht irgendwo im Weltraum, sondern hier bei uns, bei Ihnen Zuhause.
Nehmen Sie einen beliebigen abgelegenen Platz in Ihrer Nähe. Eines Tages werden Sie ihn zufällig überqueren und dabei kommt Ihnen eine Idee. Ein Gedanke, bei dem Sie über Sich selbst lächeln müssen, so absurd klingt er. Vielleicht würden Sie es ja am liebsten sofort aufprobieren? Aber nein, es erscheint viel zu lächerlich.
Doch der Gedanke lässt Sie nicht los, fesselt Sie im laufe der kommenden Tage immer wieder, bis Sie schließlich nicht mehr anders können. 
Irgendwann ist es dann soweit. Die Dämmerung wird bald hereinbrechen, aber es sind kaum noch Leute auf der Straße. Unsicher schlendern Sie zu dem besagten Platz. Immer wieder blicken sie sich um. Vielleicht in der Hoffnung, irgendetwas könnte Sie von Ihrem Vorhaben abhalten. Doch da ist nichts! Es ist die perfekte Zeit dafür! Vorsichtig betreten Sie die Arena. Die Pflastersteine unter Ihren Füssen sind noch von den erloschenen Strahlen der Sonne warm. Ihre Augen kontrollieren während eines kurzen Rundganges über den Platz jeden Winkel der Umgebung. Nirgends ist irgendwer zu entdecken und das ist gut so. Auf gar keinen Fall will man bei einem derartigen Experiment beobachtet sein, oder? (Am besten, Sie schauen sich vorsichtshalber noch einmal um! Nur zur Sicherheit.) 

Es ist tatsächlich niemand in Ihrer Nähe, vor dem Sie sich eventuell lächerlich machen könnten.
Unsicher breiten Sie Ihre Arme aus und beginnen zu laufen. Aber nein! Schon nach wenigen Schritten werden die meisten von uns stehen bleiben, um sich erneut umzusehen. War das nicht gerade ein vollkommen lächerlicher Anblick. Während Ihr geistiges Auge die Leute in weißen Kitteln mit der Zwangsjacke kommen sieht, können sie fast die Sirenen hören. Entschlossen schütteln Sie den Kopf. Das sind nur Hirngespinste, nichts von alledem ist real. Es ist wirklich niemand in Ihrer Nähe, der Sie beobachten könnte. Also auf zum nächsten Versuch! Vielleicht lohnt es sich ja, den Anlauf zu verlängern, vielleicht ist alles nur eine Frage der Geschwindigkeit? …
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769 Leser seit 1. Jan. 2025 für diesen Abschnitt

6 Kommentare online.
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Cornix schreibt: 04. 11. 2024 07:33
Diese Geschichte hat mir (73) sehr gut gefallen. Sie erinnert mich daran, dass ich in früher Jugend zeitweise einen Albtraum hatte. Und zwar - genau diesen in dieser Geschichte. Ich habe diesen Albtraum irgendwann wieder vergessen.Um so mehr freut es mich, dass es mir nicht allein so ging ist und sicherlich gibt es noch viel mehr Menschen, denen es auch so ergangen ist.Seit über 40 Jahren betreibe ich Modell-Segelflug und vorbeikommenden Spaziergängern erkläre ich, dass an dem hoch oben fliegenden Modell meine Seele hängt, dass es meine Gedanken beflügelt und dadurch eine tiefe Befriedigung vermittelt.Danke♥
Gregor Schmautz schreibt: 13. 04. 2025 08:00
Anthony Tinamis entwirft mit diesem Text ein zartes, beinahe poetisches Ritual der Verwandlung. Was zunächst wie eine skurrile Szene beginnt – ein Mensch, der auf einem leeren Platz versucht zu fliegen – entwickelt sich zu einem tiefen Gleichnis über das Wagnis der Imagination.
Es ist eine gefühlvolle Einladung an den Leser, sich der eigenen Fantasie zu öffnen und den Mut zu entwickeln, sie zu leben.
Er funktioniert als romantisches Vorwort für jeden Roman und richtet sich besonders an jene, die noch nicht gelernt haben, gedanklich zu fliegen.
Der Autor möchte das Tor zur Innenwelt aufstoßen – zu einer Welt jenseits von Logik und Alltagszwang, wo Schweben möglich ist.

🌌 Einladung zum mentalen Aufbruch
Schon im ersten Satz bricht Tinamis die Konvention: „Kennen Sie das Gefühl zu schweben?“ Diese Frage ist keine bloße Einleitung, sondern ein Schlüssel. Wer hier „Ja“ sagt – oder es sich wenigstens vorstellen kann – tritt ein in ein Reich, das nach eigenen Regeln funktioniert. Die Szene wirkt absurd-realistisch, wie ein Tagtraum, der übergangslos aus der Realität herausgleitet.
Der Autor richtet sich an uns Leser, als wären wir zögernde Träumer am Rand des Unerlaubten. Er beschreibt das innere Ringen mit sich selbst, das Zögern, das Zweifeln – und plötzlich wird die Szene zum Sinnbild für jeden inneren kreativen Impuls, den wir aus Angst lächerlich zu wirken, unterdrücken.
„War das nicht gerade ein vollkommen lächerlicher Anblick?“ – Hier trifft uns der Spiegel: Wie oft stoppen wir, wenn unsere Fantasie losrennen will?

💫 Das Schweben als Symbol der Fantasie
In dem Moment, in dem der Protagonist tatsächlich zu schweben beginnt, verlassen wir den Boden der Tatsachen – wortwörtlich wie symbolisch. Tinamis beschreibt nicht nur eine fantastische Erfahrung, sondern eine psychologische Wahrheit: Der Moment, in dem wir unsere inneren Schranken überwinden, kann sich wie das erste Fliegen anfühlen.
Die Beschreibung des Schwebens ist zart und detailliert. Die Leser:innen spüren förmlich die Anspannung, die Unsicherheit, das kindliche Staunen – ein Gefühl wie das erste Mal verliebt sein. Es geht hier nicht mehr nur um Fantasie, sondern um das Erkennen der eigenen Schöpferkraft.
„Wie in Trance werden Sie unbewusst keinen einzigen Muskel Ihres Körpers mehr bewegen, als unbedingt notwendig.“ – Fantasie erfordert Konzentration. Und Vertrauen. Es ist ein Balanceakt, wie das Schweben selbst.

🌠 Romantischer Höhepunkt: Der Blick zurück
Besonders gefühlvoll ist der Moment, in dem die schwebende Figur auf den Platz zurückblickt – und dort steht der Autor selbst, winkt und klatscht. Diese Szene ist voller Wärme und Demut: Tinamis stellt sich selbst nicht als Überflieger dar, sondern als einen, der am Boden geblieben ist, um uns Mut zu machen.
Er, der Fantast, ist zugleich unser Publikum, unser Ansporn, unser Mitwisser.
„Ich sehe empor, winke Ihnen zu und klatsche.“– Welch liebevolle Geste an alle, die sich trauen, abzuheben.

🌹 Ein Plädoyer für die schöpferische Kraft der Fantasie
Im Schlussabschnitt kehrt Tinamis zur realen Sprache zurück – jedoch nicht, ohne vorher die Herzen geöffnet zu haben. Sein Ziel ist erreicht, wenn es ihm gelingt, uns nur einen Millimeter über den Boden der Realität zu heben.
Er setzt auf das sanfte, aber bestimmte Erwecken der inneren Vorstellungskraft – jenes „Traumgesicht“ (altgriechisch φαντασία), das mehr enthüllt als jeder Spiegel.
In der Tradition eines romantischen Autors wie Novalis oder eines modernen Magiers wie Haruki Murakami verschmilzt Tinamis Wirklichkeit und Wunder. Sein Text ist kein Handbuch, sondern ein Zauberspruch. Keine Anleitung, sondern eine zärtliche Erinnerung:
Fantasie ist kein Fluchtweg – sie ist eine Heimkehr.

✨ Fazit: Ein Text wie eine Feder im Wind
Dieser Text ist ein kunstvolles Vorwort, das wie eine kleine Geschichte wirkt, aber eine große Sehnsucht weckt: Die Sehnsucht, das eigene Leben nicht nur zu leben, sondern zu erträumen.
Tinamis ermutigt uns, über den Rand des Alltäglichen hinauszublicken – mit nichts als der Vorstellungskraft als Flügel.
Wenn auch nur ein Leser dadurch zum Schweben kommt, dann hat die Fantasie gesiegt.

Und der Autor? Der winkt uns von unten zu – mit einem Lächeln, das alles sagt.
Gregor Schmautz schreibt: 13. 04. 2025 10:40
Die Zwangsjacke
Wenn ich das Bild der Zwangsjacke in Tinamis’ Text lese, spüre ich sofort: Es geht hier um mehr als um eine Vorrichtung zur Ruhigstellung. Für mich trägt dieses Bild das Gewicht von Jahrhunderten geistiger Unterdrückung, kollektiver Kontrolle, institutionalisierter Angst. Und in mir wird es zu einem Sinnbild – zu einer lebendigen Metapher, die meine tiefsten Empfindungen anspricht.
Die Zwangsjacke ist für mich kein medizinisches Werkzeug. Sie ist Ausdruck meiner inneren Kämpfe. Eine Metapher für das, was mit mir passiert, wenn ich anders denke, anders fühle, anders träume – und damit anecke.
Das Bild der Zwangsjacke steht für mich romantisch und gefühlvoll für die seelische Unterdrückung meines freien Geistes, für das gewaltsame Anlegen normativer Denkweisen, die mich von meiner Ganzheit trennen. Es ist ein Symbol für die Angst vor meiner eigenen Fantasie, für das Ersticken jenes inneren Leuchtens, das einst in mir lebte – und das heute wieder zu atmen versucht.

🧠 Der Nürnberger Trichter – das Eintrichtern der Vernunft
Ich denke beim Lesen auch an den Nürnberger Trichter: diese mechanische, seelenlose Form des Lernens. Ich habe das Gefühl, man stopft mir Wissen in den Kopf, ohne meine Seele zu berühren. Dadurch wird meine Fantasie unterdrückt – und auch mein Denken betäubt.
Ich erlebe den Trichter als eine geistige Zwangsjacke. Er macht mich ruhig, angepasst – aber auch leer. Und was in mir tanzen will, wird gefesselt.

🔥 Hexenverfolgung – das Feuer gegen das Licht
Das Bild führt mich auch zur Hexenverfolgung. Denn was waren diese sogenannten Hexen anderes als Menschen, die mit der Welt auf eine andere Weise verbunden waren? Ich fühle, dass in ihnen etwas lebte, das auch in mir lebt: eine Verbindung zur Tiefe, zur Intuition, zur geheimen Poesie des Daseins.
Die Zwangsjacke steht für mich für denselben Versuch wie damals:
das Lebendige in mir zu bannen,
das Unerklärliche in mir zu bezwingen,
das Leuchtende in mir zu löschen.
Früher verbrannte man die Hexen. Heute werden Träumer ausgelacht, sensibel Denkende ausgegrenzt, Fantasten belächelt. Auch das ist eine Form der Verfolgung.

🌌 Universalpoesie – die große Vereinigung
Ich glaube nicht an die vollständige Vernunft. Ich spüre: Sie ist nur ein Teil von mir – ein wichtiger, ja. Aber ich bin mehr.
In mir lebt der Wunsch nach Universalpoesie:
Ein Zustand, in dem mein Verstand mit meiner Fantasie tanzt.
In dem meine Klarheit Hand in Hand geht mit meinem Staunen.
In dem ich ganz bin.
Ich sehne mich nach dieser Ganzheit. Ich glaube: Tinamis spricht genau davon. Und wenn nicht – dann habe ich seinen Text so gelesen, dass er mir dies sagt. Das genügt mir.

💫 Fazit
Die Zwangsjacke – sie steht für alles, was mich einsperrt.
Für Konventionen. Für Urteile. Für falsche Bildung. Für Angst.

Doch ich habe gelernt, sie zu erkennen.
Und ich beginne, mich daraus zu befreien.

Vielleicht fliege ich noch nicht. Aber ich breite meine Arme aus.
Und ich erinnere mich: Ich bin geboren worden, um mich ganz zu entfalten.

Ich bin Teil der Universalpoesie.
Ich bin der, der träumt –
trotz der Jacke. Und gerade deshalb.
Anthony Tinamis schreibt: 13. 04. 2025 15:20
Welche Zwangsjacke meinen sie hier genau?
Gregor Schmautz schreibt: 13. 04. 2025 14:31
An Tinamis
Ob Tinamis selbst diese exakte Deutung im Sinn hatte? Vielleicht. Vielleicht auch nicht.

Doch das ist die Magie der Literatur: Der Text beginnt im Kopf des Autors – aber er *lebt* erst in der Seele des Lesers.

Und dort, bei mir, hat die Zwangsjacke eine Resonanz erzeugt, die über das bloße Bild hinausgeht. Sie wird bei mir zum Symbol für etwas viel Größeres, fast Zeitloses: Für die Angst der Gesellschaft vor dem „Anderssein“. Für die Disziplinierung des freien Denkens. Für die stille Gewalt, mit der wir Fantasie in Schubladen sperren, aus Angst vor Kontrollverlust.

Und wenn ich beim Lesen die *Universalpoesie* spüre – die große romantische Idee, dass der Mensch nur vollständig ist, wenn Gefühl und Verstand, Fantasie und Logik eins werden – dann ist es egal, ob Tinamis diesen Begriff explizit gedacht hat.

Denn was ich spüre, ist wahr. Es ist meine Wahrheit – geboren aus dem Text, aber verwurzelt in meiner Seele.

Vielleicht sieht Tinamis es so. Vielleicht auch nicht.
Aber wenn er unten am Platz steht, mir zuwinkt und klatscht, wie im letzten Absatz, dann vielleicht gerade deshalb:
Weil ich es gewagt habe, zu fliegen.
Weil ich mit meiner Deutung über die Pflastersteine hinausgeschwebt bin.
Weil ich das, was er angedeutet hat, auf meinen Flügeln zu Ende gedacht habe – mit dem Mut und der Tiefe eines wahren Lesers.

Und damit ist meine Deutung nicht nur erlaubt – sie ist ein Teil des Kunstwerks von Tinamis geworden.
Anthony Tinamis schreibt: 13. 04. 2025 15:16
Chapeau! Vielen Dank für die umfangreiche und tiefgründige Analyse.In der Literatur bringt der Autor ja nur etwa 50% ein. Damit ein Werk funktioniert bedarf es immer auch der zweiten Hälfte der Arbeit, welche der Leser erbringen muss. Autor und Leser arbeiten sozusagen als Partner im Team. Manchmal harmoniert dieses Team, manchmal eben auch nicht. Nur muss der Leser auch innerlich bereit sein, seinen Teil der Leistung beizutragen. Erst dann ergibt das Ganze mehr, als die Summe seiner Bestandteile. Das macht den Reiz der Literatur aus ;-)

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