… Das tut Susanne immer, wenn sie mit mir zusammen ist.
Nachdem sie diese kleine Überraschung verdaut hat, füllen sich ihre Augen mit Tränen, die von den unteren Lidern gerade noch gehalten werden können. Wie zwei zarte runde lebendige Mauern erscheinen sie mir, die einen randvollen Stausee in seine Schranken zu weisen versuchen. Aber das Wasser steigt unaufhörlich, bis eine winzige Träne den Damm überflutet, die Wange hinunter rinnt und die Fluten nun mit sich fortreißt. Ohne Zweifel plagen sie große Sorgen, ich wiederhole meine Frage.
„In den oberen Etagen sagen sie, daß du verkauft worden bist“, kommt es stockend über ihre blassen Lippen. „Ist das wahr?“
Also doch! Ich nicke ruhig. Mit Hilfe meiner Flüsterstimme gelingt es mir mehr schlecht als recht, ihr vom Besuch des Professors Hardenberg zu berichten, von der Tatsache, daß er mich wiedererkannt hat und selbstverständlich davon, daß er Dr. Groß offenbar ein Angebot gemacht hat, mich käuflich zu erwerben, welches jener nicht abschlagen konnte.
„Du weißt, Phillip, was er mit Geschöpfen macht, die für ihn keinen Nutzen mehr haben!“
Ich liebe es, wenn sie mich Phillip nennt. In diesen Momenten vergesse ich mein schwarzes Fell, meinen kleinen Kopf und die lustigen schwarzen Füße, die beinahe aussehen wie Hände. Es bedarf dann jedes Mal einer großen Beherrschung, diese hübsche Frau nicht in den Arm zu nehmen und an mich zu drücken, dieses gefühlvolle Wesen, das sich so ganz anders verhält als jene Frauen, denen ich bisher begegnet bin.
Wieder nicke ich bedächtig. Natürlich habe ich die Schicksale meiner Leidensgenossen nicht vergessen. Selbstredend will ich weg von hier. Aber ich bin mir nicht ganz sicher, was mehr Aufsehen erregen würde: Ein Schimpanse, der aus einem pharmazeutischen Labor entweicht oder einer, der eventuell während eines Transports ... entflieht! Auch Susanne ist unschlüssig, letztlich einigen wir uns darauf, daß ich während der wohl in Kürze erfolgenden Überführung nach Göttingen zu fliehen versuchen werde.
Trotzdem würde ich zu gerne wissen, was dieser Hardenberg mit mir vorhat. Vielleicht will er ja tatsächlich nur ein weiteres trauriges Kapitel seiner heimlichen Forschungsarbeiten schließen, wer weiß?
Plötzlich hält es Susanne nicht mehr aus, sie nähert sich mir und nimmt mich in den Arm, drückt mich, als wolle sie mich nie wieder loslassen. Ein paar Tränen tropfen auf mein Fell, laufen daran entlang, versickern irgendwo im Pelz. …
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