Aber auch der schönste Abend hat einmal Ende, die Gaststätten schlossen, auf dem Stadtfest wurde es ruhig, und irgendwann saßen die beiden im offenen Wagen und erzählten und erzählten. Jeder hatte seine Welt und sein Leben aber das nächste Wochenende war nicht weit. Diesmal war ein Spaziergang mit Mäxchen und Timmi angesagt. Joachims zaghafte Umarmung zum Abschied, Hupen, Winken und dann fuhr jedes Auto in eine andere Richtung.
Montag, Dienstag und Mittwoch kam Joachims fröhlicher Anruf wieder zur Frühstückszeit. Doch der kommende Mittwoch wurde für Vera anders, als die vorher gehenden. SingleAnzeigen in der Zeitung las sie nicht mehr, dafür blieb ihr Blick immer öfter bei den Stellenangeboten hängen.
Die Anzeige: “Das Modestübchen” sucht für einen Zeitraum von 6 bis 8 Wochen qualifizierte Fachaushilfe, Kenntnisse im ExclusivDesignBereich erforderlich, gepflegte Erscheinung, gute Umgangsformen Voraussetzung…“, machte sie neugierig.
Vera kannte das Geschäft allerdings nur von außen. Absolute Spitzenklasse, exklusiv und teuer. Ob sie das heute noch konnte? Klar, konnte sie, da war sie sich absolut sicher. Sie griff entschlossen zum Telefon und wählte die angegebene Telefonnummer.
Olga van Ohlen ein Name so anspruchsvoll und elegant wie das Äußere des Modestübchens, aber zu ihrer freundlichen und natürlichen Ausstrahlung hätte auch der Name Lieschen Schulz gut zu ihr gepasst. Die Inhaberin des Modestübchens schlug ihr vor, gleich nachmittags vorbeizukommen. “Heute Nachmittag ist das Geschäft geschlossen, da haben wir Zeit, uns kennen zu lernen und ich zeige Ihnen die Kollektion. Abends kommt Tina, meine Dekorateurin und ich wollte noch die neue Ware auszeichnen. Also, treffen wir uns um fünfzehn Uhr dreißig.”
Prima. Das passte gut. Timmi bekam sein Essen und Vera konnte sich noch dem Äußeren des Modestübchens entsprechend stylen. Ein Parkplatz direkt in der Nähe war leicht zu finden und die beiden so verschiedenen Frauen Olga van Ohlen und Vera Wegener standen sich gegenüber. Olga: klein, zierlich, blond, elegant, dezent. Nichts war laut an ihr und Vera: groß, schwarzhaarig, elegant, dezent und auch an ihr nichts Llautes. Zwei gleiche und doch so verschiedene Frauen, beide mit dem gleichen Plappermäulchen, fröhlich und liebenswert. Sie waren sich auf Anhieb sympathisch. Olga …
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