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Kai lief unruhig in seiner Wohnung auf und ab. Immer wieder warf er einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war schon weit nach halb neun und Lena war noch immer nicht aufgetaucht. Das war so ganz und gar nicht ihre Art. Kai blieb zum fünften mal vor dem Telefon stehen, nahm diesmal aber entschlossen den Hörer ab und wählte die Nummer von Lenas Großmutter, die er zuvor nicht hatte beunruhigen wollen. Ungeduldig trommelte Kai mit den Fingern auf dem Telefontischchen herum, bis Frau Schmidt den Hörer abnahm und sich meldete. „Hier Kai Werner, Frau Schmidt, ist Lena noch bei Ihnen?“ Am anderen Ende der Leitung herrschte eine kurze erschrockene Stille, dann antwortete Lenas Oma: „Nein, Kai, Lena ist schon vor über einer Stunde von hier weggegangen. Ist sie denn noch nicht bei dir angekommen?“ Sie beantwortete sich diese überflüssige Frage selbst, indem sie sagte: „Wohl kaum, sonst hättest du ja nicht angerufen. Sie wollte zuerst ihr Auto vor dem Rockkaffee abholen und dann sofort zu dir fahren.“. „Machen wir nicht gleich die Pferde scheu,“ sagte Kai in erzwungener Ruhe, „ich fahre erst einmal die Strecke ab. Vielleicht ist ja nur der alte Golf nicht angesprungen und Lena wartet schon im Rockkaffee auf mich.“ Mit drängender Stimme sagte Fr. Schmidt: „Ruf mich dann aber bitte sofort an, wenn das der Fall sein sollte, damit ich mir nicht unnötig Sorgen machen muß.“ „Das ist ganz selbstverständlich, Frau Schmidt, aber jetzt beeile ich mich und mache mich auf den Weg.“ Damit legte Kai den Hörer auf, langte im Hinauslaufen noch eine Jacke von der Garderobe und stürmte die Treppen hinab.
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Es mußten wohl Stunden vergangen sein. Lenas Hände und Füße fühlten sich an wie abgestorben, aber wenigstens hatte …
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