… duckten. Ohne Vorwarnung zügelten die Männer vor ihr ihre Tiere und Lena hatte Mühe, ihr Pferd rechtzeitig anzuhalten. Als sie neben Retenu zum Stehen kam und ihre Begleiter ihr nicht länger die Sicht behinderten atmete sie tief ein und nahm das märchenhafte Bild in sich auf, daß sich ihr bot. Niemals hätte sie gedacht, daß etwas so wunderschön sein könnte.... Obwohl sie schon zig Bilder von diesem Tempel gesehen hatte, wurde doch keines von ihnen dieser Schönheit und Grazie gerecht, die Lena nun vor sich sah: vor ihr, inmitten des silbern glänzenden Wüstensandes, lag der Tempel der Hatschepsut. Von unzähligen Säulen getragen erhob er sich, nur vom blassen Licht de Mondes beleuchtet, terrassenförmig vor der Kulisse der schroffen Steilwände hinter ihm. Einst von einer ägyptischen Prinzessin erbaut, die sich selbst zum Pharao krönte, gemahnte er tausende von Jahren nach ihrem Tod noch immer an ihre einstige Macht. Eine lange, mächtige steinerne Rampe führte bis zur obersten Stufe des Terrassentempels empor. Zu Hatschepsuts Zeiten waren der ganze Palast und die Wüste darum von Blumen und Pflanzen in perfekt angelegten Gärten umgeben gewesen und in dieser Nacht, im silbernen Licht des Mondes und dem verhüllenden Samt der Nacht, konnte man die Oede der Wüste rundherum vergessen, und sich in die damalige Pracht zurückversetzt fühlen. Wie verzaubert ging Lena neben Retenu her über die Rampe. Der Führer war mit den Pferden zurückgeblieben und es war für die junge Frau wie eine Reise in die Vergangenheit: sie war Hatschepsut, die mächtige Pharaonin und Retenu war Senmut, Hofarchitekt, Berater und heimlicher Geliebter der faszinierenden Königin. Retenu führte Lena durch alle begehbaren Räume des Tempel, was leider nicht sehr viele waren, da einiges hier von Archäologen erst wieder in einen stabilen Zustand gebracht werden mußte. Fasziniert betrachtete sie in der hellen Mondnacht die Zeichnungen und Hieroglyphen, die es hier in großer Menge zu bewundern gab. Die Zeit verging wie im Flug und Lena konnte es gar nicht fassen, dass ihr Traum schon endete, als Retenu ihr bedeutete, daß am Horizont schon der neue Tag heraufdämmerte. Langsam, als ob sie beide diese Nacht noch nicht beenden wollten, gingen sie nebeneinander die breite Rampe hinunter und wie von selbst stahl sich Lenas Hand in die von Retenu. Mit verschleiertem Blick sah sie zu dem rätselhaften Mann an ihrer Seite auf und wußte nicht, wie sie …
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