… Löwen, die ich einer solchen Behandlung unterzogen hatte, haben mich nie wieder belästigt! Und, als ob so etwas wie ein kollektives Lernen existierte, so haben mich auch die anderen Familienmitglieder zufriedengelassen. Es bedurfte nur einiger Schritte meinerseits in Richtung eines sich nähernden Rudels, sofort ergriffen die Tiere die Flucht. Offenbar genügte es völlig, daß der Stärkste von ihnen, ihr Führer quasi, Furcht zeigte und floh. Die Führer allerdings wechseln zuweilen.
Mit dem Fernglas überblicke ich das Wasserloch, zähle mehr als zwanzig Flußpferde, deren hell glänzende Rücken wie glattgeschliffene Steine aus dem Wasser ragen, unter ihnen befinden sich vier Jungtiere. Weit abseits, im seichten Gewässer des Ufers, steht ein Männchen, sein Bauch berührt gerade noch das kühlende Naß; es ist nicht der Leitbulle, der inmitten der Herde thront. Warum steht es abseits, warum zieht es nicht von dannen? Als erwachsenes Männchen hat es ohnehin keine Chance sich der Herde zu nähern, solange deren Chef anwesend ist. Durch meinen Feldstecher erkenne ich, daß der Bulle Gras im Maul hat, es aber nicht kaut. Hin und her wälzt er es mit seiner Zunge zwischen seinen harten Lippen, so als wolle er seinen Mund kühlen. Das muß ich mir ansehen. Wenn er eine Verletzung am oder im empfindlichen Maul hat, wird es problematisch.
Ich steige vom Sitz, gehe langsam auf den Flußpferdbullen zu und bleibe stehen. Noch ein paar Schritte, wieder halte ich inne. Er hebt den Kopf, sieht in meine Richtung, wälzt erneut das nasse Gras in seinem Munde hin und her. Zwischendurch nimmt er immer wieder Wasser auf, feuchtet das Gras ständig an. Nun ist klar, daß er Schwierigkeiten beim Fressen hat. Ich muß ihn aus dem Wasser locken, muß ihn dazu bringen, daß er sich mir nähert, nur so habe ich eine kleine Chance ihm zu helfen. Wenn ich auf ihn zugehe, wird er mich attackieren, so viel ist sicher. Also ziehe ich mich wieder ein Stück in Richtung Auto zurück und warte.
Ich war noch keine zwei Monate hier in Afrika, hatte mühevoll ein paar Patienten versorgt, da passierte es zum ersten Mal.
Gerade war ich dabei, unter einer weit ausladenden grünen Schirmakazie einem Massai einen vereiterten Backenzahn zu ziehen, als ich sie bemerkte. Etwa zwanzig Meter entfernt stand sie und wartete. Als ob hier im Schatten des Baumes mein Sprechzimmer wäre und dort draußen der Warteraum, so stand sie geduldig auf ihrem Fleck und äugte zu uns beiden herüber. …
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