Kein Wort hatte sie mir also am dreiundzwanzigsten Dezember geglaubt.
Ich freute mich auf Dienstagabend und wusste auch schon, was ich mitbringen würde.
Ich rief Kurt an. Kurt ist Rentner und hilft mir hin und wieder bei den Gartenarbeiten. Mit stoischer Ruhe und Gelassenheit ist er jemand, der auf meine unmöglichsten Ideen eingeht. Hinterher ist er dann meistens so begeistert, dass er behauptet, dass alles, was er in Angriff genommen hatte, sein Einfall gewesen war. Aber heute Nachmittag sah er mich doch recht irritiert an und verstand erst nach vielen Erklärungen. Ich brauchte ein Wanderstöckchen, am besten aus Weide. Weide gäbe es hier nicht und Weidenkätzchen ließ er nicht gelten. Trotz glühender Sonnenhitze untersuchen wir zahlreiche Hecken und Bäume. Wir suchten einen Ast, nicht zu dünn und nicht zu dick mit einem waagerecht abgehenden Zweig. Wir suchten ziemlich lange und letztlich fand ich im Tulpenbaum das richtige Exemplar aber Kurt sträubte sich mit Händen und Füßen, um hier im Hochsommer die Astschere anzusetzen. Letztlich wurden wir beim Nachbarn fündig. Weit überragten die Zweige seines Nussbaumes das Grundstück. Niemand konnte uns beobachten, zu hoch war alles zugewachsen. Nur zweimal setzte Kurt die Astschere an und er hatte, was ich wollte. Holzkitt wollte Kurt von mir haben. Wo sollte ich Samstagnachmittag Holzkitt herbekommen? So lassen könnten wir die Schnittstelle im Sommer nicht, der Baum würde bluten. Spucke oder noch besser Urin würden es auch tun. Kurt war genau so groß wie ich. Entgeistert sah ich ihn an und an ihm herunter. Ob er das schaffen würde, in diese Höhe? Vielleicht habe ich zu sehr gegrient, die Schnittstelle war zwei Meter hoch, er hätte eindeutig eine Leiter gebraucht. Kurt lenkte ein, er würde das nachher machen. Nie habe ich erfahren, womit er die Schnittstelle verschloss. Wenn er mich wieder einmal zu sehr ärgert, werde ich ihn fragen.
Kunstvoll bearbeitete Kurt die Schnittstellen mit Messer und Schmirgelpapier. Auch eine Spitze schnitzte er in den kleinen Ast. Die Schnittstellen verschmierten wir mit dunkelbrauner Schuhcreme und machten sie auf Alt.
Jetzt brauchte ich nur noch Horst und unser kleines Kaufmannslädchen im Ort. Aber das hatte Zeit bis Montag. Den Abend verbrachte ich auf meinem Gartenbänkchen wo ich Steppstich nähend die abscheulichen rot weiß karierten Halbleinengeschirrtücher, die mir meine Großmutter schon zu meiner Konfirmation geschenkt hatte und die trotz Weichspüler und Trockner niemals richtig weich wurden, sortierte um damit meinen Wanderstock zu krönen. …
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