… Freunde, ein paar Kollegen von der Arbeit?"
"Ja. Ich kenne einige Leute."
"Das ist schön."
Sie sah nach unten auf den Tisch und machte einen seltsamen Gesichtsausdruck.
"Ist bei euch alles in Ordnung?"
"Ja ja, uns gehts gut. Dein Vater hat jetzt ein neues Hobby. Eisangeln. Er fährt jedes Wochenende ganz früh los und kommt spät abends nach Hause. Bisher hat er noch nichts gefangen."
"Das ist schön. Ich meine, dass er ein Hobby gefunden hat."
"Ja, das ist sehr schön für ihn."
"Und du Mama?"
"Mir gehts auch bestens. Ich hab auch eine Menge zu tun. Die Arbeit, dann das Haus und der Garten."
"Also wie früher."
"Ja wie früher."
Ihr Blick galt immer noch der Tischdecke.
"Es hat sich nichts verändert."
"Du hast dich verändert."
Sie sah mich an und ergriff meine Hand.
"Maya, ich weiß du willst das nicht hören, aber wir machen uns Sorgen um dich. Du bist so jung und ganz allein hier in dieser schrecklichen Stadt."
"Mama bitte nicht jetzt."
"Ich werde nicht aufhören, ich bin noch nicht fertig. Sieh dich doch nur an."
"Du hast gesagt, ich sehe gut aus."
"Ich war höflich. Deine schönen Haare, diese schönen blonden Haare. Und deine Augen, sie leuchten nicht mehr."
"Sie leuchten nicht, weil ich mir immer wieder eure Vorwürfe anhören muss."
"Wir wollen doch nur dein bestes."
"Mir geht es sehr gut hier und ich bin glücklich. Bitte aktzeptiert das endlich."
"Nein. Das glaube ich dir nicht. Was ist nur los? Was ist denn nur passiert? Wo ist meine Maya?"
"Ich sitze vor dir Mama. Sieh mich an, ich bins."
"Mag sein. Aber wir merken sehr wenig davon."
"Weil ihr es nicht zulasst. Weil ihr euch immer wieder dagegen sperrt mich und mein Leben endlich so anzuerkennen."
"Weil es falsch ist."
"Nicht für mich."
"Doch Maya. Für dich. So kannst du nicht glücklich werden."
"Irrtum. So könnt ihr nicht glücklich werden. Aber da ihr mir mein Glück nicht gönnt, kann ich euch bei eurem auch nicht helfen."
Gerade als der Kellner unsere Bestellungen aufnehmen wollte, sprang ich vom Tisch auf. Ich legte ein paar Euro für das Wasser auf den Tisch und zog meinen Mantel an. Meine Mutter saß immer noch am Tisch und sah mich an.
"Was willst du jetzt tun?"
"Ich gehe nach Hause."
"Dein Zuhause ist bei uns."
"Niemals Mama. Sieh es endlich ein. Ich komme nicht wieder zurück. Ich werde nie die Tochter sein, die ihr euch gewünscht habt."
Nun stand auch sie auf und griff nach ihrem Mantel, legte ihn sich aber nur über den Arm.
"Da hast du Recht. Wahrscheinlich …
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