… Glück verheimlichen wollte. Aber die beiden kannten nichts anderes. Schlimmer noch, sie hatten nichts anderes. Sie brauchten einander. Mehr als man zu glauben vermochte.
"Ich denke nicht, dass er dir sowas antun könnte."
"Ich will ja auch nicht so denken, aber es sitzt nunmal in meinem Kopf."
"Henry, sieh mich an."
Ich packte ihn an den Schultern und sah ihm tief in die Augen.
"Glaub mir, Mark wird sich zurückhalten. Ihr seid die besten Freunde und Freunde machen sowas nicht. Und Mark weiß das."
Ich wusste es nicht und ich konnte nicht von Henry verlangen, mir zu glauben, wenn ich selbst mir nicht glaubte.
"Sag es ihm bitte trotzdem nicht. Wenn, dann will ich es ihm sagen."
"Ok. Ich sags ihm nicht."
Henry lächelte mich an. Er sah auf die Uhr und sprang vom Sofa auf.
"Ich muss gehen. Ich hab noch eine Verabredung."
Er grinste wieder, wie ein Schuljunge. Henry war verliebt. Wie wollte er das vor Mark verstecken? Das konnte nicht klappen.
In den nächsten Tagen hörte ich weder was von meinen Eltern, noch sonst irgendjemandem. Und ich fühlte mich gut dabei. Ich genoss meinen freien Tag auf meinem Dach, in meiner Stadt, ganz allein mit meinen Gedanken. Ich fühlte mich gut. Ich fühlte mich wirklich gut. Es fing wieder leicht an zu schneien. Der Januar war fast vorbei und der Februar sollte nochmal richtig kalt werden. Ich liebte den Winter. Ich liebte einfach alles an ihm. Ich liebte die Kälte, wenn man sich so richtig in seine Sachen kuscheln konnte. Ich liebte es, dass es später hell und früher dunkel wurde. Ich liebte die klare Luft und die Gerüche während der Weihnachtszeit. Die Lichter der Stadt, alles war geschmückt und es roch überall nach Zimt und Orangen. Auch jetzt noch, Ende Januar konnte ich es riechen. Ich liebte es, abends durch die Stadt zu laufen. Wenn die Straßenlaternen angingen, weil es bereits dämmerte. Die Stadt hatte im Winter immer einen ganz eigenen Geruch und es kam mir immer so vor, als würde sie auch anders aussehen. Die Häuser wirkten anders und die Autos. Überall laufen Menschen mit vollgepackten Einkaufstüten durch die Gegend. Dann fällt die erste Flocke vom Himmel. Direkt vor meine Füße. Und dann eine zweite. Bis es schließlich unzählige sind. Dicke, bauschige, weiße Schneeflocken. Und ich mittendrin. Der perfekte Moment.
Ich saß zwar immer noch ziemlich lange auf meinem Dach, drehte mich aber immer seltener um. Nicht wie an den Tagen zuvor, als ich fast jede Minute nachschaute, …
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