Ich habe lange nicht geschrieben und doch sehe ich an den Häusern, wie schnell die Zeit vergeht.
Mittlerweile sind die Balkone mit Blumenkästen geschmückt und fröhliche süddeutsche Wortfetzen klingen zu uns herüber. Die Soldatenfrauen genießen die Nachmittage in der Sonne und am frühen Abend gesellen sich ihre Männer zu ihnen. Die Kinder erkunden die Gegend und respektlos vor fremdem Besitz, überfielen sie neulich Omas Garten. Die Schaukel, die Obstbäume, der Rasen, nichts war vor ihnen sicher. Ein Maschendrahtzaun soll jetzt Omas Grundstück abgrenzen was dann auch eine weitere Abgrenzung zu den neuen Leuten bedeutet.
Mehr und mehr verändert sich in unserer Gegend. In den alten Häusern werden die Dachböden zu Wohnungen ausgebaut. So große Wäschetrockenräume sind nicht mehr erforderlich. Auch in dem Haus gegenüber gibt es eine neue Dachgeschosswohnung. Dachgauben sollen Licht in die Zimmer bringen und eine neue Familie soll dort einziehen. Ich habe sie neulich zum ersten Mal gesehen und finde, dass es eigenartige, dunkle Menschen sind. Der Mann läuft immer in einem groben Anzug und mit Hut durch die Gegend, und seine Frau sieht man selbst beim Einkaufen nur mit Schürze. Sie sind aus Schlesien und sprechen ganz anders als wir. Die Tochter heißt Ilona, ist dunkelhaarig, feist und drall, fast sogar fett aber trotzdem irgendwie hübsch. Mama macht auf Liebkind mit dieser neuen Nachbarin, und Ilona bekommt meine Kleider, aus denen ich herausgewachsen bin. Sogar meine alten Haarschleifen trägt sie noch. Ständig wieselt Ilona um meinen Bruder herum, aber den bekommt sie nur über meine Leiche. Zu den Essenszeiten brüllt ihre Mutter aus dem Dachfenster „Püppi“. Keine andere Frau hier in der Gegend ruft das. Auch bei meinem kleinen Bruder scheint es bezüglich Ilona gefunkt zu haben, denn er rennt ihr ständig hinterher und macht ihr blöde Geschenke. Neulich hat er sie in die Garageneinfahrt gelockt und die Tür verschlossen, nur weil er sie küssen wollte. Wir spielten gerade auf dem Bürgersteig, als wir sie schreien hörten.
Als kurz nach diesem Vorfall in unserer Straße Platanen gepflanzt wurden und die Sandhaufen noch nicht weggeräumt waren, nahm ich eines Nachmittags zwei große Hände voll Sand und warf sie dieser Ilona in die Augen. …
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