Langeweile, Langeweile, Langeweile. Die Schule interessiert mich nicht, was meine Eltern sagen interessiert mich nicht. Als Ausdruck meines inneren Protests gegen Langeweile und Mittelmaß fahre ich eines Tages in die Stadt. Ich will mir Hosen kaufen. Schluss mit den blöden Röcken. Mit Hosen kann man sich viel freier bewegen, außerdem sind sie modern.
Nach einigem Suchen finde ich einen Jeansladen. Ängstlich trete ich ein weil mich Klamottenkauf immer in die Realität der Körperproportionen zurück katapultiert. Vor dem Spiegel kann man sich leicht belügen, aber wenn im Laden einfach nichts passen will dann weißt du mit Sicherheit dass dich dein Selbstbetrug eingeholt hat und deine tatsächliche Statur mit deiner Vorstellung nichts gemein hat.
Mutter klagt schon lange nicht mehr über meine Figur. Sie hat es aufgegeben weil ich im letzten Jahr regelrecht explodiert bin. Ich merke es selbst, tue aber als habe sich nichts verändert.
Im Eingang erwartet mich eine Verkäuferin mit einem Maßband in den Händen. Sie schlingt das Band um meine Taille, liest den Wert ab und kniet sich dann behände nieder um meine Beinlänge zu ermitteln. Im Nu schiebt sie mich in eine Holzkabine, die Umkleide. Die schwingenden Saloontüren schließen sich hinter mir. Hastig entfernt sie sich und im Forteilen, ohne sich umzudrehen, gibt sie mir den Hinweis, ich solle mich ausziehen und auf sie warten. Sie tue derweil ihr Bestes um das Passende für mich zu finden.
Ich schaue mich um. Die Ladeneinrichtung verspricht den amerikanischen Cowboytraum beim Kauf einer Jeans. Nicht nur die Saloontüren beeindrucken mich. Die Verkäufer sehen aus wie echte Cowboys mit Stiefeln, Jeans, Holzfällerhemden und diesen ledernen Überhosen die Cowboys beim Reiten tragen. Ich finde den Laden toll, endlich mal was anderes.
Die Verkäuferin wirft einige Zeit später einen dunklen Berg in meine Kabinenecke.
"Melde Dich wenn Du was brauchst", wirft sie munter hinter dem Hosenberg her und verschwindet.
Vorsichtig schlüpfe ich in die erste Hose, eine braune Cordhose und schließe vorsichtig den Reißverschluss. Oh Wunder, sie passt! Wie geht das! Gierig greife ich nach der nächsten, dasselbe Modell, nur in blau. Lieber keine dritte probieren , denke ich glücklich, sonst lässt das Erfolgserlebnis vielleicht nach. Begeistert drehe ich mich vor dem Spiegel. Ja, in Hosen, …
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