... wären. Mutter weint fast täglich. Ihr gefällt es in Bayern überhaupt nicht. Zu meinen Schulproblemen kommt Vaters permanente Abwesenheit. Er ist in der ganzen Welt unterwegs. Am Wochenende will er sich ausruhen und nichts von Mutters Unzufriedenheit hören. Im Grunde bringt er kein Verständnis für sie auf. Es interessiert ihn nicht, ob ihr die Leute muffig und unfreundlich beim Einkauf begegnen, ob der Friseur noch altmodische Dauerwellen macht und ihre Haare ruiniert, ob sie beim Metzger falsch bedient wird weil die Einzelteile eines bayerischen Schweins andere Namen tragen als im Rest Deutschlands oder ob der Umgang mit den Nachbarinnen mühsam ist weil diese nur ans Putzen denken. Er verschanzt sich hinter der örtlichen Tageszeitung und gleich darauf hinter der Frankfurter Allgemeinen die bekanntlich recht umfangreich ist und deshalb besten Schutz gegen Mutters Tiraden bietet. Wenn er sie zur Seite legt ist er gereizt. Am Esstisch beschwert er sich über Computerprotokolle. Auswertungen über die unterschiedlichsten wichtigen Parameter seiner Arbeit erreichen ihn in Form von langen Listen aus einem Computer. Welche Verschwendung! Zentner Papier stapeln sich auf seinem Schreibtisch und eigentlich interessiert ihn nur eine einzige Zahl, die er sich mühsam aus hunderten Daten heraussuchen muss. Der Computer ist sein Feindbild und er unkt, dass sich diese Erfindung nicht lange halten wird weil sie viel zu verschwenderisch mit Zeit, eine Auswertung dauert ewig, und Rohstoff, dem Papier, umgeht. Zusätzlich braucht es einen Computerspezialisten. Der sei so überflüssig wie ein Kropf und dann die Kosten für diesen Mann!
Die Vorstände der Firma wollen ihn in den Vorstand befördern. Empört winkt Vater ab. Die Dienstvilla und den großzügigen Dienstwagen lehnt er energisch ab. Er wolle sich nicht abhängig und erpressbar machen, ist sein Credo. Der schicke Wagen steht ein paar Tage vor unserem Haus. Mir gefällt er, auch wenn auf Grund der windschnittigen Form das Kofferraumvolumen für vier Personen nicht ausreichend sei , wie Mutter moniert.
Den Sommerurlaub verbringen wir in den österreichischen Bergen in einer Pension. Die Adresse hat ihm ein Arbeitskollege verraten nachdem der begeistert von seinem Urlaub geschwärmt hatte.
Am Ende einer schmalen Bergstraße, weit hinter der letzten Hausansammlung die sich gerade noch Dorf nennen darf, endet sie vor einem neueren, weißgestrichenen Haus. Die Gastzimmer erinnern an schnell für unverhofften ...
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