Die Jungs laden mich bei schönem Wetter zum Baden an den Badeweiher ein. Der liegt gleich in der Nähe unseres Hauses und so radle ich nach den Hausaufgaben zum Baden. Grober Kies säumt das Ufer rund um den See. Dahinter befinden sich baumbestandene Wiesen. Bei schönem Wetter ist sehr viel los. Das Wasser ist klar und wir schwimmen oft ans gegenüberliegende Ufer. In der Seemitte liegt eine hölzerne Plattform vertäut. Die ist bei den kleineren Jungs sehr begehrt. Wir legen uns zum Trocknen schon mal auf den Bootssteg an dem nie Boote festmachen, weil sie auf dem See verboten sind. Der ist aber von jungen Erwachsenen belagert und die wollen uns Halbwüchsige nicht in ihrer Nähe haben.
Jeder hat seinen festen Liegeplatz. Ich finde unseren, gleich bei der dritten Baumgruppe, mit verbundenen Augen. Wir sind lustig und unbeschwert, in den Ferien lasse ich auch das Diskutieren und meine Mitschülerinnen können richtig entspannt sein. Schule ist kein Thema. Trotzdem kann ich nicht sagen dass eine meiner Mitschülerinnen meine Freundin wäre. Ich finde nicht den rechten Gleichklang im gemeinsamen Umgang. Immer wieder stoße ich auf Dinge die mir erklärt werden müssen. Ich habe keine berufstätige Mutter und lerne, dass es woanders keine gemeinsamen Essenszeiten gibt oder dass sie sich ihr Essen selber kochen müssen. Mutter wartet täglich mit fertigem Essen auf meine Schwester und mich. Wir unternehmen Ausflüge und verreisen, für viele meiner Freunde eine ungewohnte Situation, und so bekomme ich den Stempel des reichen und verwöhnten Mädchens aufgedrückt, und der macht einsam. Hätte ich nie gedacht. Ich kann ja nichts dafür dass mein Vater mehr Geld verdient und eine bessere Position innerhalb seiner Firma bekleidet als ihre Väter. Aus meiner Sicht ist Geld kein Stigma, ich habe keine Berührungsängste. Ist es nicht egal wo jemand herkommt? Hauptsache das Herz sitzt am rechten Fleck. Ich will doch nur eine von ihnen sein, nicht mehr und nicht weniger.
Es ist ein herrlicher Sommer, warm und wolkenlos, wenn nicht Mutters Tränen, ihre Wut und Verzweiflung, und Vaters Gereiztheit ...
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