Es ist ein Abenteuer. Mutter und ich schleichen gen Süden über die Autobahn. Der alte Käfer hat Mühe mit den Lastern mitzuhalten. Bergauf werden wir gnadenlos von ihnen überholt, abwärts nutzen wir unsere Chance und versuchen unseren Platz weiter vorne zwischen den Lastern zurückzuerobern. Die Lastwagenfahrer winken uns lachend bei jedem Überholmanöver zu. Die Sonne knallt durch das geöffnete Verdeck und verbrennt meine Schultern. Ich klemme mir Tempos unter die Kleiderträger damit sie meine Haut schützen.
Als es dunkel wird entschließen wir uns bei der Verwandtschaft in Darmstadt Station zu machen. Sie nehmen uns freudig auf, denn wir sehen uns sehr selten. Nach einem guten Frühstück, versehen mit den besten Wünschen und der Bitte um baldiges Wiedersehen treten wir den Rest der Reise an. Es ist schwül und unsere Stimmung sinkt zusehends je mehr wir uns der neuen Heimat nähern. Schließlich biegen wir in unsere neue Straße ein. Ganz still wird es im Auto als wir beide zum ersten Mal durch viele Reihenhausreihen fahren. Jede ist gleich, nur die Farben unterscheiden sie voneinander. Unsere Reihe ist hellbraun mit einem dicken dunkelbraunen Streifen in Höhe der Geschossdecke. Die Reihe vor unserer ist grün mit dunkelgrünem Streifen. Der Garten ist ein Witz. Vor der Terrasse ein Rasenstück das nur ein Bruchteil der Größe unseres alten Vorgartens hat. Daran schließt sich gleich die rückwärtige Wand unserer Garage an. Zur Straße hin ist eine Thujahecke gepflanzt worden. Die ist so klein dass meine Schwester und ich in den nächsten Wochen aus Langeweile stundenlang über sie drüber hüpfen.
Das Hausinnere ist ein Alptraum. Mutters Küche, gleich rechts, ist ein einziges Durcheinander. Die Wände sind entweder zu kurz oder zu lang oder sonst wie und ihre Küchenmöbel lassen sich nicht sinnvoll zusammenstellen. Schließlich steht überall etwas. Vater flucht, Mutter schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und beginnt zu lamentieren.
"Das ist wie es ist. Für mehr habe ich keine Zeit", faucht mein Vater ...
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