Vertrackt war die Strickliesel. Als ich sie auspackte gefiel sie mir sofort. Auf einem weißen Stiel saß der rote Pilzkopf mit den Fliegenpilzpunkten. Aber leider machte sie mir keine große Freude. Der Faden, der über einen kleinen Drahthaken mit Hilfe einer Häkelnadel gestülpt werden sollte rutschte oft weg und die Wollschlange die aus dem Stiel herauskam bekam dadurch Löcher und war sehr unansehnlich. Außerdem wusste ich nicht was ich mit der fertigen Häkelei anfangen sollte. Da kamen mir meine Luftmaschen mehr entgegen, auch weil ich zählen konnte, eine meiner Leidenschaften.
Im fünften Sommer fiel mir auf, dass Oma furchtbar dicke Beine hatte. Über dem Schuh bildete sich ein dicker Wulst und sie war auch nicht mehr so heiter wie sonst. Die Eltern flüsterten miteinander, was sie sonst nicht taten, und erst als Oma wieder abgereist war sprachen sie offen über ihre geschwollenen Beine. Die Oma sei krank, hieß es, und bald darauf lag sie im Krankenhaus. Wir fuhren sie dort besuchen. Das war weit und wir schliefen in ihrer Wohnung. Es war später Herbst und die Wohnung trotz Ofenheizung sehr kalt. Ich fühlte mich überhaupt nicht wohl.
Im Krankenhaus musste Vater der Oma die Beine ins Bett heben, so schwer und dick waren sie. Er sprach mit dem Arzt. Der schüttelte nur den Kopf und meinte man könne ihr nicht helfen, die Medizin wäre dazu noch nicht in der Lage. Im Auto auf dem Heimweg schimpfte Vater über den Quacksalber dem meine Oma ihr Vertrauen geschenkt hatte, denn eins war sicher: wäre sie frühzeitig richtig behandelt worden hätte man eine Niere retten können. Und so starb sie kurz nach Weihnachten. Ich habe sie lange sehr vermisst.
Nun denn, Vater ist ja in Bayern und kommt nur an den Wochenenden nach Hause. Deshalb packen wir drei alles zusammen. Die Kisten stapeln sich in jedem Zimmer und nun wird jedem klar: es ist bald soweit. Nach der langen Zeit der Vorbereitung wollen wir nun endlich umziehen und die neue Heimat kennenlernen. Vater hat extra Urlaub genommen um uns zu helfen. Seine Aufgabe ist es den Keller zu entrümpeln. Alle Schätze seiner Mutter, die er die vielen Jahre im Keller aufbewahrt hat landen nun in der Garage auf einem großen Haufen der entsorgt werden soll. ...
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