Manches Stück landet erst in der Garage, dann wieder in einem Umzugskarton. Ein munteres Spiel. Bis Vater energisch das Urteil fällt, egal wie sehr meine Mutter zetert. Das haben wir eigentlich nie so konsequent erlebt. Gut, mit der Schule lässt er nicht mit sich spaßen. Das ist mir immer klar, aber sonst kann man mit ihm streiten ohne dass es Konsequenzen hat. Es ist ein Spiel. Interessant ist eigentlich nur wer die besseren Argumente hat und wer als Sieger des verbalen Duells hervor geht. In letzter Zeit hole ich auf und ich merke, es ist kein Spiel mehr. Wir sind alle ernster geworden. Vater und Mutter habe ich schon lange nicht mehr miteinander lachen hören. Vater ist sogar sehr streng geworden. Ohne lange Diskussion entscheidet er Streitgespräche, achtet nicht auf Argumente und wird sehr schnell aufbrausend. Mutters Stimmung ist auch eher düster geworden. Wortkarg räumt sie hin und her. Offensichtlich macht niemandem der Umzug Freude auf ein neues Zuhause.
Vater war in den Jahren vor seinem Schritt nach Bayern erster Vorsitzender des Tennisclubs und somit auch der Vergnügungsoffizier. Es gab häufig Feste, Turniere oder Jahrestage zu feiern. Ich habe ihn immer fröhlich, jovial und kameradschaftlich erlebt. Er nahm vieles gelassen und verströmte Vertrauen, Heiterkeit und Zuversicht. Was ich jetzt sehe macht mir Sorge. Vielleicht gefällt ihm die neue Firma gar nicht und die Kollegen sind auch nicht nach seinem Geschmack? Vielleicht bereut er seinen Entschluss? Sein Pflichtgefühl seinem Vertrag und dem neuen Arbeitgeber gegenüber lässt ihn schweigen. Ich glaube wir alle hier am Niederrhein würden es ihm verzeihen wenn er seine Entscheidung revidierte. Doch es passiert nichts. Wir packen weiter.
Nun steht der Möbelwagen vor der Tür. Zum letzten Mal schließt der Fahrer die Wagenklappe, setzt sich hinter das Steuer und ...
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