Dann geht alles ganz schnell. Rein in den Zug, wieder aussteigen und zu Mutter ins Auto hüpfen. Uwe fährt mit dem Fahrrad. Es war ein schöner Tag, aber seither ist was anders zwischen uns. Wir können nicht mehr so locker miteinander umgehen und ich finde, er geht mir aus dem Weg. Ich verstehe es nicht. Liegt es an mir?
Meine Freunde kümmern sich um ihre Schulbücher für das neue Schuljahr und ich bekomme Umzugskartons vor die Tür gestellt. Beim Ausräumen meiner Schränke fällt mir einiges in die Hand von dem ich mich trenne. Meine Puppen nehme ich mit, die Spiele und Puzzles auch, doch so manches Kinderbuch wandert in die Garage. Hier landet alles was nicht mit umzieht.
In einem Kellerraum lagern die Wohnungsreste meiner Oma. Ihr Kleiderschrank ist voll mit Wäsche, Besteck, Porzellan, geschliffenen Kristallgläsern und Kleidern. An langweiligen Nachmittagen schleiche ich mich mit einer Freundin in den Keller, öffne die Türen des Schranks und wir bewundern die Schätze. Besonders elegant finde ich die Messerbänkchen. Renate kennt sowas nicht und erstarrt ehrfürchtig vor dem offensichtlichen Luxus. Die bunten Weingläser, jedes in einer anderen Farbe, haben üppige Muster im Glas. Wenn man sie gegen das Licht hält dann funkeln sie. Ich finde sie toll aber Mutter behauptet sie passen nicht in unsere Wohnung, die Sachen seien alle zu altmodisch und sie wären nur noch da weil Vater so an seiner Mutter hängt und sich nach ihrem Tod nicht von diesen Dingen trennen könne. Mein Vater ist oft im Keller gewesen bevor er nach Bayern ging. Ob er manchmal ein Glas vor ein Licht gehalten und es zum Leuchten gebracht hat?
Ich denke oft an meine Oma die so früh starb weil ihr die Medizin noch nicht helfen konnte. Sie war Lehrerin, eine elegante Person, die gerne reiste. In den Sommerferien fuhr sie erst nach Italien, dann "zum Abkühlen" in die Schweiz und die letzten Ferientage besuchte sie uns. Ich erwartete sie jedes Mal sehnsüchtig denn ihr Gepäck war voller Überraschungen für mich und meine Schwester. Als ich vier Jahre alt war brachte sie mir eine Strickliesel und eine Häkelnadel mit. Sie zeigte mir Luftmaschen, eine, und noch eine, und ließ es mich ausprobieren. Bald hatte ich es raus und häkelte Luftmaschenschlangen. ...
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.
533 Leser seit 1. Jan. 2024 für diesen Abschnitt