In einem Kellerraum lagern die Wohnungsreste meiner Oma. Ihr Kleiderschrank ist voll mit Wäsche, Besteck, Porzellan, geschliffenen Kristallgläsern und Kleidern. An langweiligen Nachmittagen schleiche ich mich mit einer Freundin in den Keller, öffne die Türen des Schranks und wir bewundern die Schätze. Besonders elegant finde ich die Messerbänkchen. Renate kennt sowas nicht und erstarrt ehrfürchtig vor dem offensichtlichen Luxus. Die bunten Weingläser, jedes in einer anderen Farbe, haben üppige Muster im Glas. Wenn man sie gegen das Licht hält dann funkeln sie. Ich finde sie toll aber Mutter behauptet sie passen nicht in unsere Wohnung, die Sachen seien alle zu altmodisch und sie wären nur noch da weil Vater so an seiner Mutter hängt und sich nach ihrem Tod nicht von diesen Dingen trennen könne. Mein Vater ist oft im Keller gewesen bevor er nach Bayern ging. Ob er manchmal ein Glas vor ein Licht gehalten und es zum Leuchten gebracht hat?
Ich denke oft an meine Oma die so früh starb weil ihr die Medizin noch nicht helfen konnte. Sie war Lehrerin, eine elegante Person, die gerne reiste. In den Sommerferien fuhr sie erst nach Italien, dann "zum Abkühlen" in die Schweiz und die letzten Ferientage besuchte sie uns. Ich erwartete sie jedes Mal sehnsüchtig denn ihr Gepäck war voller Überraschungen für mich und meine Schwester. Als ich vier Jahre alt war brachte sie mir eine Strickliesel und eine Häkelnadel mit. Sie zeigte mir Luftmaschen, eine, und noch eine, und ließ es mich ausprobieren. Bald hatte ich es raus und häkelte Luftmaschenschlangen. Wenn ich hundert Luftmaschen gehäkelt hatte schnitt ich den Faden ab und begann von vorne. Stutzig machte mich nur dass ich, obwohl ich mir sicher war immer genau bis hundert gezählt zu haben, unterschiedlich lange Schlangen vor mir liegen hatte.
Vertrackt war die Strickliesel. Als ich sie auspackte gefiel sie mir sofort. Auf einem weißen Stiel saß der rote Pilzkopf mit den Fliegenpilzpunkten. Aber leider machte sie mir keine große Freude. Der Faden, der über einen kleinen Drahthaken mit Hilfe einer Häkelnadel gestülpt werden sollte rutschte oft weg und die Wollschlange die aus dem Stiel herauskam bekam dadurch Löcher und war sehr unansehnlich. Außerdem wusste ich nicht was ich mit der fertigen Häkelei anfangen sollte. Da kamen mir meine Luftmaschen mehr entgegen, auch weil ich zählen konnte, eine meiner Leidenschaften. …
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