Ich glaube es nicht! Endlich darf ich eine Woche lang Renate und Carlo besuchen. Meine kühnsten Träume werden wahr. In Windeseile habe ich meinen Koffer gepackt. Vater muss an den Niederrhein und für den Rückweg nimmt mich ein Handelsvertreter der Firma wieder mit.
Frau Messer freut sich sehr mich zu sehen, Renate und Carlo sind allerdings etwas reserviert. Ich will das gar nicht bemerken. Es soll so wie früher sein, eine Woche Spaß und Unbeschwertheit.
Wie vor einem Jahr sitze ich auf meinem Platz an ihrem Tisch und Carlo isst laut schmatzend ein Käsebrot mit Marmelade drauf um Renate und mich zu ärgern. Wir rümpfen die Nasen und quieken laut unseren Ekel in den Raum. IIhh, niemals würden wir so etwas essen, aber was kann man von Jungs, und besonders dann wenn er ein Bruder ist und den ganzen Tag darüber nachdenkt wie er uns Mädchen ärgern kann, auch anderes erwarten. Damit wir nur nicht aufhören mit unserem Geschrei hält er uns sein Brot immer wieder vor die Nase. Schließlich endet alles in lautem Gelächter.
Frau Messer kocht mein Leibgericht und ich genieße ihre Fürsorge. Doch niemand fragt mich wie es mir geht und wie es mir in Bayern gefällt. Manchmal versuche ich das Gespräch in diese Richtung zu lenken und erzähle von meinen neuen Schulkameraden und was wir uns so erzählen und womit wir uns die Zeit vertreiben, aber sie sind eben so wenig an meinem neuen Leben interessiert wie meine bayerischen Kollegen an meinem alten, niederrheinischen. Zu meinem Entsetzen stelle ich sogar fest dass mein Platz in Renates Herz mit anderen Freunden besetzt ist. Ich kenne die Namen flüchtig, vor einem Jahr waren sie uns gleichgültig. Carlo, Renate und ich verbrachten die Nachmittage miteinander und andere hatten in unserem Leben wenig Platz. Jetzt sind sie gute Freunde mit denen Renate ihre Nachmittage verbringt. Sie nehmen mich in ihre Runde auf und ich erlebe schöne Tage aber der Stich im Herzen ist da, ich will ihn nur nicht spüren.
Lange winkend fahre ich im Raucherauto des Vertreters nach Bayern zurück. Der gute Mann gibt sich alle Mühe mich zu unterhalten. Dabei steckt er eine Zigarette nach der anderen an. An einer Raststätte öffnen wir die Türen und dicke ...
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