... Arme heben und die Augen mit den Händen beschatten. Das hätte sie besser gelassen. Durch die Be-wegung kam sie ins Wackeln und ihr Untersatz begann sich wie der schiefe Turm von Pisa zu neigen – nur dass der Turm im Gegensatz zur Tonne standhaft geblieben war. Durch die Schwerkraft, das Gewicht und irgendwel-che für Blondinen zu komplizierte physikalische Bedin-gungen, stürzte Karena schneller als die Tonne. Beim Versuch, auf den Füßen zu landen, trat sie in den inzwi-schen umgekippten Eimer und fiel auf den Rücken wie ein Maikäfer. Das Müllbehältnis landete mit lautem Krach auf ihr und zum Abschluß ging der Deckel auf, schlug auf Karenas Nase und der appetitliche Inhalt er-goß sich über ihre Schultern. Zu allem Überfluß wurde sie auch noch in plötzliches Flutlicht gehüllt und eine sich überschlagende Männerstimme brüllte: „Halt, wer da?!!!“ Der ganze Radau hatte zwar nicht Klaus, aber den Nach-barn auf den Plan gerufen, welcher nun, mit einer enor-men Taschenlampe fuchtelnd, über dem Zaun lehnte. Karena war mit einem Schlag wieder nüchtern. Was für eine Blamage wäre das, wenn Klaus sie so sehen würde. In Windeseile sprang sie auf, was erneutes Gepolter zur Folge hatte, und rannte um die Ecke des Hauses, mit dem Eimer hartnäckig am Fuß klemmend. Hoffentlich hatte sie der Nachbar nicht erkannt. Die Sorge hätte sie sich sparen können, da dies ziemlich unwahrscheinlich war: in ihrem Haar hingen Salatblätter, ihre Schultern waren von geisterhaftem Weiß, da eine halbleere Mehltü-te sich darauf verewigt hatte und ihr Gesicht war von Staub so verschmiert, daß sie eher einem Sumpfmonster als einem Menschen glich. Immer noch laufend, so schnell es eben mit ihrem beeimerten Fuß ging, erreichte sie Mickis Auto und klopfte hektisch gegen die Scheibe. Sie sah in zwei völlig entsetzte Gesichter. Erst als Gitta und Micki erkannten, daß es sich hier nicht um Freddi Krüger oder ähnliches, sondern nur um Karena handelte, wandelte sich ihr Erschrecken in Amüsement. Gitta be-dauerte, daß sie keinen Photoapparat dabei hatten um den Anblick zu verewigen. Karena allerdings konnte der ganzen Sache nicht so viel Spaß abgewinnen. Wenigstens konnte sie einen Erfolg verbuchen: Bevor ihr Müllton-nenmaraton begann, hatte sie einen kurzen Blick auf ei-nen offensichtlich selig schlafenden Klaus erhascht. So-mit war ihre Mission erfüllt.
Geschichten?
Am nächsten Abend wollten die „Unverwüstlichen“ schon wieder auf Tour. Diesmal hatte sich Karena allerdings ...
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