Wieder sah sie in den Spiegel. Eine beschränkte Anzahl an Kosmetika gestand man den Frauen zu. Sam machte sich daran, mit Wimperntusche, Kajal und Rouge ihr Werk zu vollenden. Zufrieden zog sie schimmernden Lipgloss über ihre vollen Lippen. Ein Hauch von Rosa, feucht und vielversprechend. Mit ihren Fingern brachte sie ihre üppige Lockenmähne in Form. Sie starrte ihr Spiegelbild an. Wieder zog sich der Riss quer über ihre Augen und verlieh ihrem engelsgleichen Gesicht ein teuflisches Aussehen. Sam entblößte die Zähne. Showtime.
Kapitel 7
Das kalte Licht der Neonröhren offenbarte erbarmungslos, was dort langsam durch die Oberfläche stieß. Sam ließ geschockt den grünen Knopf los und taumelte zurück. Der schwarze Kasten schwang an seinem Kabel träge hin und her und stieß gegen Sam's Schulter. Sie bemerkte es kaum.
Fassungslos und mit vor den Mund geschlagenen Händen betrachtete Sam den völlig entstellten Körper eines Menschens. Milchige Flüssigkeit tropfte zurück in die Wanne und auf die dunkle Bahre, auf der die Gestalt ruhte. Sam konnte nur vermuten, welch aggressive Flüssigkeit sich in der Wanne befinden musste. Das noch an den Knochen haftende Fleisch hatte einen tiefen, schmutzigbraunen Farbton angenommen, an zahlreichen Stellen, Schienbeinen, Kopf und unterem Rippenbogen stachen die elfenbeinfarbenen Knochen hervor.
In den Tiefen ihres Verstandes vernahm sie ein leises, boshaftes Kichern.
„Nicht jetzt“ stöhnte sie flehentlich. Wild sah sie sich um. Doch da war niemand. Schicksal? Gott? Teufel? Oder ...? Sam krümmte sich unter Krämpfen und würgte brennende Gallenflüssigkeit hervor. Sie wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und zwang sich, die Ungeheuerlichkeit erneut zu betrachten.
Eindeutig ein Mensch, oder besser, was von ihm übrig war. Der Körper war klein, wie der eines Kindes. Sam hoffte inständig, dass das Kind bereits tot oder zumindest in tiefer Bewußtlosigkeit dämmerte, als Summersby es in die Tiefen dieser aggressiven Flüssigkeit ...
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