…  Auch am Donnerstag und an jedem der nachfolgenden Tage trafen sich hier die Schönen, Erfolgreichen und Reichen. Olga van Ohlen hätte ihre Idee nicht erfolgreicher in die Tat umsetzen können. In der Zeitung ein großformatiges Foto von Olga van Ohlen und Vera und ein launiger Text . Ich vermisste Joachim auf dem Foto neben Vera weil er zu ihr gehörte. Aber vielleicht musste das ja nicht sein. 

In den Wintermonaten habe ich recht viel zu tun. Es ist ein leichteres Arbeiten als im Sommer. Die Menschen kommen gezielt, wissen, was sie sich wünschen und ihre Wünsche sind leicht zu erfüllen. Für viele ist ein Frühling und ein Sommer vergangen, der Traum im Urlaub oder durch Zufall die große Liebe zu finden, hat sich nicht erfüllt. Ein weiteres Frühjahr, ein weiterer Sommer  und immer noch allein, das wollen sie nicht. Discos oder Tanzlokale bringen nicht den gewünschten Erfolg und sollen nicht mehr sein. Viele Beziehungen gehen im Sommer, gerade nach einem gemeinsamen Urlaub zu Ende und es gibt Menschen, die können das Alleinsein oder die Einsamkeit in der dunklen Jahreszeit nicht ertragen. Manche kommen spontan, die meisten aber wohl überlegt. 

Weihnachten fiel mitten in die Woche. Kaum jemand möchte in den letzten Tagen vor Weihnachten einen neuen Partnervorschlag, selbst der singleste Single hat Pläne für die Feiertage, entweder die Kinder oder ein Familienbesuch. Nicht die richtige Zeit, um einen neuen Menschen kennen zu lernen. Auch Sylvester mit jemandem zu verbringen, den man vielleicht das erste Mal trifft, ist von vielen nicht gewollt. Dann lieber wieder gleich im neuen Jahr und dann kommt meistens richtig Arbeit auf mich zu.

Die letzten Tage vor Weihnachten waren ruhig. Die Anrufe, die kamen, waren Weihnachtswünsche, ein gutes neues Jahr, manchmal die Bitte, vielleicht gleich im neuen Jahr einen neuen Partnervorschlag zu schicken. Manche Klienten betreute ich ganz am Anfang, manche schon etwas länger. Und auch die, von denen ich eigentlich sagen konnte, meine Aufgabe ist erledigt die sich aber trotzdem Zeit ließen. Die Feiertage würden es dann endgültig zeigen. Süßigkeiten und Naschereien kamen, Vorrat für ein ganzes Jahr. 

Am dreiundzwanzigsten Dezember klingelte spät abends das Telefon. Wer konnte jetzt noch etwas von mir wollen?

Ich nahm den Anruf an und dachte nur “nein”. Es war Vera,  aber in  einer  schrecklichen Verfassung. War sie krank, war etwas passiert? Ich konnte es nicht einordnen. …