Bis zum Jahresende versuchte Vera täglich mindestens fünf Mal mich zu erreichen. Dann war Ruhe. Aber nur bis zum fünften Januar morgens. Pünktlich um zehn Uhr öffnete ich mein Büro, und auf die Minute genau versucht es Vera zum wiederholten Male. “Ich versuche es seit zwei Stunden.” “Vera, es ist zehn Uhr, wir sind doch da, wie immer.” Vera maulte: “Ich muss unbedingt kommen, gleich nachher. Joachim ist nach wie vor bei seinem Entschluss geblieben, so geht das doch nicht. Hat er sich bei dir gemeldet?” “Nein, hat er nicht, Joachim hat mich wirklich nicht angerufen. Wie hätte er mich denn erreichen sollen, ich bin erst seit heute wieder im Büro.” “Na dann komm ich gleich.” Ich unterbrach sie “Bitte Vera, nicht gleich und nicht heute. Heute ist mein erster Tag. Du kannst dir vielleicht vorstellen, was da alles so liegen geblieben ist. Termine sind ab morgen wieder eingeplant und dann immer und zu jeder Zeit, so wie wir es verabreden.” Noch immer kniff ich. Ich hatte geglaubt, Vera hätte sich in der Zwischenzeit beruhigt, warum sonst hatte ich die “Betriebsferien” eingeschoben. Oft ist es besser, nicht spontan über Probleme zu reden. Immer, jeder Zeit, ob Höhen oder Tiefen, immer war ich für Vera da und manchmal auch für Joachim, aber auch gute Freunde brauchen eine Auszeit.
Später als für den morgigen Nachmittag konnte ich Vera nicht vertrösten und mir war klar, dass ich den ganzen Nachmittag zum Trösten brauchen würde.
Vera war äußerlich unverändert, ein kunstvolles Meisterwerk aber sie rauchte wieder und das wie ein Schlot.
Hätte ich Joachim anrufen sollen um ihn zu fragen wieso das alles? Nein, das Recht hatte ich nicht. Wenn er sagte Schluss, aus und vorbei musste er mir das nicht erklären. Wenn er gewollt hätte, hätte er sich bestimmt gemeldet oder wäre zu mir gekommen. Er konnte ja sehen, wie hell erleuchtet mein Haus war.
Vera war wie dieser Januartag, eiskalt und stürmisch. Es ging mir unter die Haut. “Einfach Schluss gemacht hat er, einen Tag vor Heilig Abend. Und was habe ich nicht alles für ihn getan.” Gejammer einer beiseite geschobenen Frau, so hatte ich sie noch nie erlebt. …
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