Hinter ihr ertönte eine fröhliche Stimme. „Hierher, meine Liebe. In den Salon.“
Sam durchschritt langsam die Eingangshalle, und versuchte, ihren schnellen Atem unter Kontrolle zu bringen. Anita saß in einem wuchtigen Ledersessel. Vor ihr, auf dem dunklen Tisch aus Teakholz stand ein Sektkübel mit Flasche und zwei Gläser, in denen goldene Flüssigkeit perlte. Eine leuchtend rote Akte lag auf Anitas Schoß.
Sam nahm auf der riesigen, cognacfarbenen Couch Platz. Sie hatte nur Augen für das rote Stück Pappe. Ihr kam es vor, als würde das Rot überirdisch strahlen. „Ein Zeichen“ dachte sie ehrfürchtig.
Anita hielt ihr ein Sektglas hin. „Das ist Champagner aus unseren eigenen Weinbergen. Wir produzieren nur wenige Flaschen für den Eigenverzehr. Er ist köstlich. Nur zu besonderen Gelegenheiten wird er geöffnet.“ Sie zwinkerte Sam verschwörerisch zu.
Sam klemmte den schmalen Stiel des Glases zwischen ihre Finger. „Ist das hier eine besondere Gelegenheit?“
„Selbstverständlich. Hast du mit Miguel gesprochen?“
Anita war es nicht entgangen, dass Sam's Blick immer wieder zu der roten Mappe huschte.
„Er will die Kinder nicht hierher bringen. Er hält dich für verrückt - glaube ich.“
„Miguel versteht gar nichts.“ stieß Anita heftig hervor. „Er sieht keine Zusammenhänge, erkennt die Zeichen nicht.“
Sam sah Anita fragend an.
„Hast du dir jemals die Frage gestellt, warum unsere Wege sich gekreuzt haben?“ wollte Anita wissen.
Sam zuckte mit den Schultern. „Zufall, Schicksal, ... keine Ahnung.“
„Kein Zufall, Bestimmung. - Ich kann sehr gut deinen Schmerz über Jessicas Verlust nachempfinden. Du kannst sicher gut verstehen, wie dankbar ich dir für die Rettung meiner Kinder bin.“
„Ich hab deine Kinder nicht gerettet.“
„Doch, das hast du. Glaubst du ernsthaft, Manuel hätte aufgehört, sich an meinen Kindern zu vergreifen, wenn du ihn nicht getötet hättest? Anita schnaubte verächtlich. „Das ist nicht dein Ernst.“
Sam erwiderte nichts, stimmte ihr aber insgeheim zu.
„Irgendjemand scheint zu denken, wir könnten gemeinsam viel Gutes bewirken. Mit meinen finanziellen Mitteln und meinen Verbindungen kann ich dir ungeahnte Möglichkeiten bieten, deinen Schwur zu erfüllen.“ ...
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