„Lebt ihr da wie die Amish-Leute?“
Lolas Lachen trieb glockenklar durch die Nacht. „Nein, wir wissen die Annehmlichkeiten der modernen Welt zu schätzen. Wir meditieren viel und versuchen eine höhere Ebene zu erreichen. Damit wir, wie unser Führer, mit dem Teufel kommunizieren können.“
„Ihr glaubt an den Teufel? Klingt abgefahren.“
„Keineswegs. Alle Zeichen deuten darauf hin, dass er bald seinen rechtmäßigen Platz im Universum einnehmen wird.“
„Na klar, und er wird uns allen den Arsch verbrennen, und Fegefeuer...“
Lola fuhr zischend herum. Sam sah ihre Augen in der Dunkelheit fanatisch glitzern. Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter von einander entfernt.
„Sei froh, dass Atibor denkt, du könntest wichtig sein, sonst hätte ich dir schon längst deine gefährliche Zunge rausgerissen.“
Sam sah Lola gelassen an. „Ich glaub aber nicht an den Teufel.“
„Oh verlass dich drauf, du wirst an ihn glauben. Du wirst ihn spüren.“ Lola ging weiter.
Sam grübelte noch immer über Lolas Worte nach. Was sollte sie spüren und was war eine Weihe? Warum Atibor sie für wichtig hielt, war Sam klar. Falls er sie überprüft hatte - und Sam war sicher, dass er genau das getan hatte - würde er dank Benedicts Computergenie wissen, dass Linda derzeit millionenschwer war. Außerdem würde er wissen, dass Linda mehrere Male in einer psychiatrischen Klinik gewesen war und zwei Selbstmordversuche hinter sich hatte. Leichtes Futter für Atibor. Doch wenn es nach Sam ging, sollte er beim ersten Bissen ersticken.
Lola blieb abrupt stehen, so dass Sam beinahe in sie hineingelaufen wäre.
„Wir sind da.“
Sam spähte an Lola vorbei und sah eine große Lichtung im Wald, die von zahlreichen kleinen Lichtquellen umrahmt war. Sam vermutete, dass es sich um tönerne Ölgefäße handelte, denn nach verbranntem Holz roch es nicht und eine elektrische Lichtquelle mitten im Wald war unwahrscheinlich. Am Ende des beleuchteten Kreises sah Sam einen riesigen altarähnlichen Aufbau, der komplett mit einem schwarzen Tuch verhüllt war. Außer Lola und ihr war kein Mensch anwesend. Sam schluckte trocken, das gefiel ihr gar nicht.
„Wo sind die anderen? Wo ist Atibor?“
„Die anderen begleiten das Opfer. Bei Atibor weiß man nie, ob er einer Weihe beiwohnt.“
Sam's Nervenenden begannen zu vibrieren. Das Opfer? Tamara! Und sie stand nackt und ohne Waffen in der Gegend rum. Wenn sie Glück hatte, waren ‚die anderen' ...
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.