... aus Spezialisten zusammen. Darunter Rechtsanwälte, Ärzte, Bankiers und andere, hilfreiche Geister. Sam fuhr zitternd mit den Fingern über das Bild. Es handelte sich um eine Portraitaufnahme. Danielles Augen starrten angsterfüllt in die Kamera. Das Mädchen versuchte, ein Lächeln zu Stande zu bringen. Aber irgendwie brachte sie es nicht zum Halten, es schien ihr von den Lippen zu rutschen. Wieder spürte Sam heiße Wut in sich aufsteigen. Wahrscheinlich hatte Summersby Danielle gezwungen, ihr hübsches Gesicht fröhlich in die Kamera zu halten. Das Ergebnis war eine Maske des Schreckens. Zögernd blätterte sie die dicke Seite um. Das Seidenpapier raschelte leise. Weitere Fotos von Danielle. Ganzkörperaufnahmen, Danielle von vorne, von hinten und von der Seite. Auf der rechten Seite des Buches ein einzelnes Foto. Danielle mit geschlossenen Augen, auf dem metallenen Tisch mit der Rinne, auf dem Summersby auch Sam abgelichtet hatte. Sam konnte die aufkeimende Hoffnung kaum ertragen. Sollte Summersby harmloser sein, als sie dachte, als ihre Instinkte es ihr weismachten? Vielleicht schoss er ja nur mit einer harmlosen Kamera auf seine Opfer und hielt sie dann einfach gefangen, um sie immer wieder aufs Neue abzulichten. Sams zarter Glaube an Hoffnung und Barmherzigkeit wurden mit dem Umblättern der nächsten Seite in tausend Scherben zerschlagen. Das Rascheln des Seidenpapiers klang in Sams Ohren wie leises Flüstern. Sam schloss vor Erschöpfung und Qual ihre Augen. Nicht vor körperlicher, sondern vor seelischer Ausgezehrtheit. Sie hatte schon viele Grausamkeiten in ihrem Leben gesehen. Die Hinterlassenschaften kranker und perverser Seelen betrachtet. Selber blutigen Tod über den Abschaum der Menschheit gebracht. Doch der Anblick der nun folgenden Fotos wollte ihr die Augen verätzen. Zunächst langsam, dann in Strömen, flossen Sams Tränen unter den geschlossenen Lidern hervor und liefen ihr über das Gesicht und den Hals. Sie würde keines der vermissten Kinder in die weit geöffneten Arme ihrer Angehörigen übergeben können.
Vorsichtig löste sich Brutus von Sam und verschwand im Badezimmer. Sam hörte das Rauschen der Dusche. Ein grimmiges Lächeln huschte über ihre Gesichtszüge, als sie leise die Tür des Badezimmers hinter sich schloss. Welcher Gedanke war ihr eben noch durch den Kopf geschossen? „Mal sehen, wer zuletzt lacht?“ Vorsichtig trat sie hinter Brutus breiten Rücken. Sanft zeichnete sie mit ihren Fingern die Struktur seiner Muskulatur ...
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