… Die Wachen waren eben dabei, die Tore zu schließen und ließen die beiden späten Gäste mit Murren, aber ohne Kontrolle ein. Schließlich freuten sie sich auch auf ihren Feierabend in irgendeiner Schenke und mit einem dickflüssigen Bier, welches den Staub der täglichen Arbeit aus den Kehlen spülte. Tutu hatte nur wenig Gepäck zurückbehalten, das er in einem Bündel auf dem Rücken trug. Nefer hatte er am Arm gepackt und zog sie grob hinter sich her. Die flachen sandfarbenen Gebäude der Stadt lagen zumeist schon dunkel vor ihnen. Nur in wenigen Fenstern sah man noch den Schein von Öllampen erglühen. Als sie dem Ortskern näherkamen, wurden die Straßen belebter, die Gebäude größer. Einige Freudenhäuser und Schenken waren hell beleuchtet. Soldaten und Betrunkene gingen ein und aus und Tutu zog Nefer in einen der Eingänge. Während sie sich schaudernd umsah, verhandelteTutu mit einer schwarzhäutigen übergewichtigen Nubierin, die mit Schmuck über und über behangen war. Allerdings trug sie außer dem Schmuck fast nichts am Leibe. Nefer sah einen schäbigen Raum. Die einst geweißten Wände waren vom Rauch der Öllampen grau und schmierig, die Regale waren schief und mit unordentlich aufgestapelten Tongefäßen vollgestellt. Einige Tische und klapprige Stühle vervollständigten die Einrichtung. Es gingen mehrere Nebenräume vom Hauptraum ab. Die sich darin abspielenden wollüstigen Szenen wurden von dünnen durchlöcherten Vorhängen nur halb verborgen. Das Gekicher der Freudenmädchen, die von Soldaten, Arbeitern und Schiffern beglückt wurden, war nicht zu überhören. Es war klar, daß es sich bei diesem Etablissement um ein Freudenhaus handelte. Tutu packte Nefers Arm wieder fester; anscheinend war er mit der dicken Nubierin handelseinig geworden. Sie watschelte ihm voraus und zog einen etwas blickdichteren Vorhang zur Seite. Dahinter kam eine steile Holzstiege zum Vorschein. Die Nubierin trat zur Seite und Tutu schob Nefer vor sich her die Treppe hoch. Oben befand sich ein kleines Gelaß mit nur einer Tür und ohne Fenster. Auf dem Boden lag eine aus Palmwedeln geflochtene Matte und in der Ecke, auf einem Schemel, stand eine tönerne Öllampe. Tutu zog Nefer in den Raum und ließ sie kurz los, nur um die Lampe zu entzünden. Nefers Blick schoß sofort zu der offenen Tür und der Treppe, aber unten am Treppenabsatz versperrte mit einem hämischen Grinsen die dicke Dame des Hauses den Weg. Nefer wich an die Wand zurück als Tutu sich ihr näherte; …

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1973 Leser seit 1. Jan. 2025 für diesen Abschnitt
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