Der Pharao
Die prunkvolle Prozession wälzte sich langsam durch die breiten Straßen der Stadt. Voran gingen die kahlgeschorenen Priester. Die niedrig gestellten waren gekleidet in weißes gefälteltes Leinen und trugen aus Schilf geflochtene Sandalen; die Hohepriester waren gehüllt in Leoparden- oder Pantherfell und die Ledersandalen an ihren Füßen waren vergoldet. Es waren sicher ein halbes Hundert, das hier seine Gefäße mit Weihrauch und Myrrhe schwenkte, um Pharao, dem Sohn des Horus, zu huldigen. Hinter den Priestern tanzten in mindestens der gleichen Anzahl die Tempeltänzerinnen und bedeckten die Steine der Straße mit bunten duftenden Blumen, die sie aus Körben verstreuten, damit der Weg des Königs von ihnen bedeckt sei. Sie waren in fast durchsichtige Gewänder gehüllt, die unter dem Busen in Gürteln aus bunten Perlen endeten und die Brüste und die mit Henna rot gefärbten Brustwarzen freiließen. Ihre Hand- und Fußgelenke waren mit Reifen geschmückt, an denen Glöckchen hingen, welche bei jeder Bewegung ein feines Geläut von sich gaben. Manche von ihren schüttelten Sistren und sangen dazu. Erst dann folgte, auf blumenumwundenen Stangen getragen, der Thron des Herrschers – eingerahmt von seiner berittenen Leibwache, den Kriegern des Aton. Unter Amenophis III, dem Vater des derzeitigen Pharao, war es in Mode gekommen, Pferde auch zu reiten und sie nicht nur vor den Kampfwagenzu spannen. Mehrere Stufen führten zu dem eindrucksvollen Herrschersitz hinauf. Er war aus Gold und Silber gefertigt; seine Armlehnen endeten in juwelenbesetzen Elfenbein-Pantherköpfen und der Baldachin bestand aus einer goldenen Nachbildung der Sonnenscheibe, des Symbols des Aton, deren Strahlen in segnenden und gebenden Händen endeten. Die Straßen wurden vom Volk gesäumt, das abwechselnd hinkniete und mit der Stirn den Boden berührte, dann wieder aufstand und in Hochrufe auf den Pharao ausbrach. Amenophis IV saß steif auf dem Thronsessel, gekrönt von der blauen Doppelkrone Ober- und Unterägyptens. Seine Miene war undurchdringlich, seine – für einen Mann zu vollen – Lippen zu einem abwesenden, nur den jubelnden Menschen geltenden Lächeln verzogen. …
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