… Er beugte sich nach vorne und kniff die Augen gegen die blendende Sonne zusammen. Nun konnte er die Gestalten, welche auf der Mauer am Nil standen, näher erkennen. Wütend schlug er mit dem Krummstab, mit dem er eine größere Reichweite hatte, Haremhab auf die lederbedeckte Schulter und wies mit der Geißel auf die Mauer. Haremhab wandte sich unwillig auf der Decke seines edlen Pferdes um und betrachtete, sein kantiges und markantes Gesicht weiterhin mißbilligend verzogen, seinen König. Dieser stand, überhaupt nicht seiner steifen Hofetikette folgend, aufgerichtet auf den Stufen seines Throns und mißbrauchte aufgebracht die Zeichen der Macht, Krummstab und Geißel, zum Schubsen und Deuten. „Bei Seth, dem Gott des Chaos, hatte ich nicht die Hinrichtungen, auch wenn sie scheinheiliger Weise als Opfer des Sobek stattfinden, verboten?“ Brüllte er wütend und sehr laut, um das Stimmengewirr um sich herum zu übertönen. „Kaum bin ich ein paar Wochen außer Landes, brechen hier Ordnung und von mir erlassenes Gesetz wohl völlig zusammen. Reite hinüber, Haremhab, und bringe mir die übriggebliebenen Opfer, sowie die verantwortlichen Soldaten und Priester!“ Eine goldene Sandale klopfte ungeduldig die Stufe der Thronsänfte: „Und beeil dich!“Haremhab machte einigen der Krieger der Leibwache ein Zeichen beim Pharao zu bleiben, die anderen befahl er hinter sich. Rücksichtslos bahnte er sich, die Kraft der Pferde nutzend, mit seinen Gefährten einen Weg durch Tänzerinnen, Priester und Neugierige hindurch und kehrte wenig später mit den gewünschten Personen zurück. Vor dem Thron hatte sich ein leerer Platz gebildet, auf den nun Haremhab die Soldaten von der Mauer, den Priester unddrei zerlumpte Gestalten trieb, sie abwechselnd mit dem stumpfen Ende seines Speeres vorwärts schiebend. Als diese den Pharao sahen, welcher inzwischen wieder ganz konservativ mit unnahbarer Miene, Geißel und Krummstab vor der Brust gekreuzt, auf dem Thron saß, warfen sie sich sofort zu Boden – mit dem Gesicht zur Erde. Ein überraschtes, leicht amüsiertes Raunen ging durch die Menge der Zuschauer und Haremhab bemerkte erst jetzt, da die anderen Gestalten alle niedergekniet waren das Kind, welches sich hinter den anderen verborgen gehalten hatte. Hart befahl er ihm niederzuknien, doch es blickte ihn nur trotzig und verständnislos an. Der Heerführer trieb sein tänzelndes Pferd auf das Mädchen zu, doch es wich nicht einen Schritt zurück obwohl in seinen Augen Angst aufblitzte. …

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