… Sie schnellte zurück hinter die Biegung der Mauer und spähte vorsichtig hervor. Der Hohepriester betrat den Forschungsraum und sah sich, bevor er endgültig durch die Tür schritt, noch einmal aufmerksam um. Als er verschwunden war, schlich sich Nefer zum Eingang des Zimmers. So leise es ging, öffnete sie die Türe einen winzigen Spalt und versuchte einen Blick ins Innere des Labors zu erhaschen. Sie hatte Glück; Eye stand mit dem Rücken zu ihr vor einem Pult am anderen Ende des Zimmers und unterhielt sich mit einem Arzt. Nefer hatte ihn schon öfter gesehen und wusste, dass sein Name Geb war. Eine Gänsehaut kroch ihr über den Rücken, denn inzwischen war ihr sehr wohl bekannt, daß dieser Geb vorwiegend für die Erforschung der verschiedensten Gifte eingesetzt wurde. Hatte Haremhab doch recht mit seiner Vermutung? Nefer sah noch, wie Geb Eye ein kleines Säckchen übergab, dann mußte sie sich hastig zurückziehen, denn Eye kam eiligen Schrittes in ihre Richtung. Nefer war schon um die Ecke gehuscht, hatte sich in eine Nische gedrückt und bemerkte somit nicht mehr, wie der Hohepriester zögerte, als er bemerkte, daß die Tür nicht richtig geschlossen war. Ärgerlich schüttelte er den Kopf und blickte mißtrauisch den Gang herauf und herunter. Dann verschwand er immer noch kopfschüttelnd den Flur hinunter. Nefer wartete in ihrem Versteck noch eine kleine Weile, dann eilte sie Eye nach. Sie achtete darauf, ihm nie zu nahe zu kommen was einfacher wurde, nachdem sie den Amuntempel verlassen hatten. Die Wache am Tor interessierte sich vorwiegend für Leute, die in den Tempel hinein- und nicht für die, welche hinauswollten, so hatte Nefer problemlos das Tempelareal verlassen können. Der Vorplatz und die breite von den riesigen steinernen Sphingen gesäumte Straße wimmelten von Leuten, Marktständen und Händlern. Nefer mußte sehr aufpassen, daß sie Eye nicht aus den Augen verlor. Manchmal schien er ihr schon entwischt zu sein, doch dann tauchte sein auffälliges rotgoldenes Gewand wieder im Menschengewühl auf. Plötzlich sah sie nur noch kurz einen roten Zipfel in einer schmalen Gasse zwischen zwei Häusern verschwinden, dann war der Hohepriester weg. Nefer näherte sich vorsichtig der Abzweigung und spähte um die Ecke. Sofort prallte sie wieder zurück und lehnte sich heftig atmend gegen die Wand des Eckhauses. Sie wollteihren Augen nicht trauen und so warf sie noch einmal einen längeren Blick in die schmale düstere Gasse. …

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