… Seine blicklosen Augen schienen sie vorwurfsvoll anzustarren, sein ehemals weißes Gewand war mit Blut besudelt, welches aus einer tiefen Wunde in der Brust gequollen war. Nefer wich rückwärts gehend in den Schutz einiger Oleanderbüsche zurück und sah sich die ganze Zeit wie gehetzt um. Wo war der Mörder? Geb konnte noch nicht lange tot sein. Das Blut war noch frisch und glänzte feucht. Sie hatte sich gerade vollends in den Schatten zurückgezogen, als sie auch schon Schritte und flüsternde Stimmen hörte. Nefer hielt entsetzt die Luft an und lauschte. „Es ging nicht anders, er wollte mich erpressen.“ Nefer versuchte flach weiterzuatmen aus Angst, selbst ihren Lebenshauch könnte man hören. Diese Stimme, Eye .......“Aber mußte es ausgerechnet auf dem Tempelgelände sein? Hier bringen wir die Leiche niemals unbemerkt weg.“ Nefer hatte schon beinahe damit gerechnet; die zweite Stimme gehörte Tutu. Eine Weile schwiegen die beiden Männer und Nefer riskierte einen Blick zwischen den Oleanderblättern hindurch. Sie standen nachdenklich vor dem Toten und schienen zu überlegen, was mit ihm zu geschehen hatte. Tutu brach schließlich das Schweigen. „Wir werden ihn hier irgendwo vergraben müssen. Es wird eine Weile dauern, bis man ihn findet und bis dahin sind wir schon längst aus Theben verschwunden. Man wird seinen Tod nicht mit uns in Verbindung bringen.“ Die beiden Männer hoben Geb hoch, einer an den Armen, einer an den Beinen und Nefer zog sich wieder tiefer in die Büsche zurück. Hektisch sah sie sich nach einem Fluchtweg um, denn die Feinde Echnatons kamen genau in ihre Richtung. Anscheinend hatten auch sie erkannt, daß unter den Oleanderbüschen ein optimales Versteck war. Wie eine in die Enge getriebene Katze kroch Nefer auf allen Vieren rückwärts, doch irgendwann blieb ihr nichts anderes übrig, als hochzuschnellen und loszurennen. Sie hörte Geräusche hinter sich, wagte aber nicht sich umzusehen. Unversehens wurde sie an der Hüfte gepackt und schlug der Länge nach auf den Boden. Noch ehe sie schreien konnte, wurde sie auf den Rücken gedreht und eine schmale aber kräftige Hand preßte sich auf ihren Mund. Sie sah mit Entsetzen in die schwarzglänzenden bösartigen Augen Tutus. Er grinste sie an und zischte leise: „Da haben wir ja den Spion im Kapuzenkittel. Schon als du so unvermitteltaus Achetaton verschwunden bist, kam mir das seltsam vor. Als ich dann einen Blick auf den Lauscher in den Gassen von Theben erhaschte, konnte ich mir einiges zusammenreimen – obwohl du einen ganz passablen jungen Mann abgegeben hast, was ich mit Anerkennung zugeben muß. …

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