... auf dessen Streitwagen, den zwei Soldaten für diesen freimachten, und die Kämpfer trieben ihre Pferde mit kurzen strengen Lauten an. Sie fuhren im Trab durch die Stalltore direkt auf die glänzende Straße hinaus. Als sie das Ende der ausgebauten Strecke erreichten, warf Antef einen traurigen Blick zurück auf die von der Frühsonne in Gold getauchten Tempel- und Palastanlagen, die zum Himmel strebenden Säulen und Obelisken; er hatte das bestimmte Gefühl, daß er Achetaton das letzte Mal sah. Wenig später wirbelten die Wagenräder den gelben Wüstensand auf und Achetaton war bald hinter Dünen und rotgoldenen Felsformationen verschwunden. Antef blickte sich noch einmal um, aber er konnte nichts mehr von der Stadt des Horizonts erkennen. Er ließ seinen Blick über die neun nachfolgenden Wagen wandern und hoffte, daß sie einem Zusammenprall mit Tutu und seinen Gefolgsleuten gewachsen sein würden. Jeder Wagen war mit zwei Männern besetzt; einer lenkte den Wagen, der andere stand hinter dem Fahrer und hatte die Aufgabe bei einem Angriff mit Pfeil und Bogen oder dem Schwert umzugehen. Antef betrachtete die Wagen näher und entdeckte, daß an deren Wände Köcher befestigt waren, die Bogen und Pfeile enthielten. So mußten die Schützen, in den engen Kriegswagen, ihre Waffen nicht am Körper tragen und hatten sie doch ständig griffbereit. Antef wandte den Blick wieder nach vorne und blickte über Haremhabs breite muskulöse Schulter hinweg einem ungewissen Ziel entgegen.
Nefer in Angst
Nefer rollte sich in ihrer Ecke der Tempelruine so klein wie möglich zusammen und hoffte, daß Tutu zuviel von seinem eigenen Wein erwischen würde, den er mit den Nomaden am entfernten Feuer trank, und daß er einfach einschlafen und ihm entfallen möge, was immer er mit ihr vorhatte. Die Nacht war hereingebrochen und Nefer zitterte, was aber weniger an der Kälte der Wüstennacht lag, als an dem Gedanken von Tutu berührt zu werden. Sie blickte durch das fehlende Dach der Ruine auf die funkelnden Sterne und den Mondgott Chons und betete zu Aton und – egal ob sie an diese glaubte oder nicht – allen anderen Göttern die sie kannte, daß sie irgendwie errettet werden würde. Nach einer langen Zeit, in der sie keinen Schlaf gefunden hatte, stand Nefer auf und schaute durch eines der kleinen unregelmäßigen Fenster hinaus in Richtung des Lagerfeuers. Nur noch wenige der Nomaden hielten sich aufrecht. Die meisten waren in seligem Rausch zu Boden geglitten und in ...
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