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Die Stunden Pharaos waren gezählt. Er war nicht mehr aus seiner tiefen Ohnmacht erwacht und sein Atem ging immer flachen. Etliche Ärzte, unter ihnen auch Antef, hatten sich um sein Lager versammelt und konnten doch nichts mehr ausrichten. Der einzige der Getreuen, außer Nefer, der noch anwesend war, war der Hohepriester Eye. Mit scheinheiliger Anteilnahme rezitierte er Gebete und Hymnen an Aton und verbrannte Myrrhe, teuren Weihrauch und irgendwelche Heilkräuter. Immer wieder warf er einen wissenden Blick zu Nefer, die auf einen Holzstuhl an der Wand saß und den Kopf in den Händen verborgen hatte. Gegen Morgen des dritten Tages nach Tutus Giftanschlag hauchte Echnaton sein Leben aus. Die noch in Achetaton Verbliebenen erstarrten in Trauer und Angst. Diejenigen, die keine wirklichen Anhänger Echnatons waren und noch in der Stadt weilten, verschwanden still und heimlich. Alle anderen warteten resigniert auf die angekündigten Plünderungen und den Umsturz. Nefer schlich geknickt durch die leeren hallenden Gänge des Palastes, nicht einmal Antef konnte sie jetzt trösten. Stundenlang saß sie im Innenhof an „Ihrem Wasserfall“, streichelte und fütterte die einsamen Palastkatzen, die ihre Herrin Nofretete suchend umherstrichen, und erinnerte sich an die guten Zeiten.
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Pharao war bereits seit zwei Tagen tot und die Hinterbliebenen stritten sich, ob Echnaton nach der traditionellen Einbalsamierung eine einfache Grabkammer in den Felswänden, die Achetaton östlich begrenzten, bekommen, oder ob man ihn irgendwo ganz im Verborgenen bestatten sollte. Schließlich stand zu befürchten, dass seine Feinde den Leichnam, wenn sie ihn fanden, schänden könnten. Auf jeden Fall sollte er jedoch östlich ruhen, da war man sich einig. Echnaton hatte auch mit der Tradition gebrochen, die ewigen Wohnungen im ...
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