... Ahnung, wo sie war. Sie wußte nur, daß sie sich noch immer auf dem Palastgelände befinden mußte, da Eye und Tutu sie unmöglich unbemerkt herausgeschafft haben konnten. Sie erreichte eine Treppe und hastete keuchend hinauf. Eine Tür! Nefers Panik wuchs, aber sie hatte Glück: die Tür ließ sich problemlos öffnen. Nun erkannte sie auch den breiten Flur wieder. Er war bunt bemalt, doch die leeren Stellen, wo der Gott getilgt worden war zeigte ihr, daß sie auf dem Weg zur großen Halle des Amuntempels war. Dorthin wollte sie; sie wollte das große Tor zur Allee erreichen, wollte nur noch irgendwie das Tempelgelände verlassen. Als sie atemlos durch den großen Saal rannte, sahen ihr einige Priester vorwurfsvoll nach, doch es hielt sie niemand auf. Hilfe wollte sie sich auch nicht erbitten, wie hätte sie schließlich ihre ganze Rolle in dieser Sache erklären sollen? Also rannte sie weiter, riß das Tor auf und stürzte hinaus. Hinter sich, auf dem Fußboden der Halle hörte sie schon die Schritte ihres Verfolgers hallen. Der Soldat, der den Ausgang bewachte, war so perplex daß jemand aus dem Tempel aus- und nicht einbrach, daß er Nefer nur verständnislos nachblickte. Nefer rannte über den Vorplatz, als sie die Sphingenallee erreichte, ging ihr immer mehr der Atem aus. Schließlich blieb sie stehen und lehnte sich, erschöpft nach Luft ringend, gegen eine der mächtigen Statuen. Sie sah ihrem Verfolger entgegen, der sie siegessicher betrachtete. Tutu hatte den Dolch in den Falten seines Gewandes verborgen. Er würde sie wohl nicht hier auf offener Straße töten, aber wenn er sie mitschleifte, was sollte sie schon machen? Er war ein mächtiger Mann, ihm würde schon eine glaubwürdige Geschichte einfallen, um ihre Entführung zu rechtfertigen.
Der Retter in der Not
Er hatte sie schon fast erreicht, als daß Grinsen von seinem Gesicht wich. Ungläubig starrte er auf einen Punkt hinter Nefers Rücken. Sie wandte sich um und sah ein Pferd in rasendem Tempo über die Allee sprengen, einen äußerst grimmig blickenden Haremhab tragend. Er ließ sein Kampfroß so dicht vor Tutu anhalten, daß dieser einen Sprung zur Seite machen mußte, was sich mit seiner sonst so gehegten Würde nicht gut vertrug. Wütend starrte er zum Heerführer empor. „Ich wollte die Hofdame der Königin abholen – oder hast du was dagegen?“ Fragte Haremhab herausfordernd. Tutu schluckte seine Einwände hinunter und machte eine gleichgültige Geste in Nefers Richtung. Dann wandte ...
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