…
Das Einzige, was sie tun musste, war zwei oder drei Stunden abzuwarten. Dann konnte sie ...
...
In dem winzigen Kämmerchen war es noch immer dunkel. Sylvia hatte sehnsüchtig darauf gewartet, dass im Flur endlich das Licht ausging. Das war vor etwas mehr als einer Stunde gewesen. Bis zu diesem Punkt hatte sie ausgiebig Zeit gehabt, sich Gedanken zu machen. Der drohende Sandsturm hatte sich gelegt. Jetzt herrschte Stille im Haus. Vorsichtig erhob sie sich und kramte ihre alte, kratzige Decke unter dem Bett hervor. Diejenige, welche ihr der Aufseher im Lager über die Schultern gelegt hatte. Der grobe Stoff zwischen den Fingern gab ihr inzwischen etwas Vertrautes.
Behutsam öffnete sie die Tür zum Flur. Auch draußen war es still. Jeder im Haus schlief. Zumindest hoffte sie das sehnsüchtig. Sie konnte hier keinen Tag länger bleiben. Nicht mit Mira! Das war zu viel verlangt. Direkt gegenüber befand sich die Küche und dahinter der Wohn- und Speiseraum. Die Schlafräume lagen oben an der Galerie. Der Holzfußboden knarrte, als Sylvia wie immer barfuß durch die Küche tappte. Sie konnte die Vibration der Dielen unter ihren Füßen spüren. Erschrocken blieb sie stehen und lauschte. Doch da war nichts. Nur das Ticken der Uhr aus dem Nebenraum. Die Tür war nur angelehnt. Noch vorsichtiger betrat sie den Speiseraum. Die Kommode. Gleich neben der Uhr. Es war dunkel, doch inzwischen kannte sich Sylvia hier aus wie zuhause um halbblind allen wesentlichen Hindernissen aus dem Weg zu gehen.
Der dritte Schubkasten, rekonstruierte sie im Kopf die Situation von heute Nachmittag. Vorsichtig zerrten ihre Finger die klemmende Kiste auf und tasteten. Ihr Herz raste. Was, wenn er nicht da war? Sie fühlte Papiere, Stifte, Taschentücher, Teelichter, Klebeband, dummerweise auch Reißzwecken, eine Schere und dann hatte sie ihn in der Hand. Den Wagenschlüssel an einem zähen Lederband. Sie atmete tief durch. Das wäre geschafft. Soweit sie sich erinnern konnte, stand der Wagen noch mitten auf dem Hof. Der neue Wagen! Der Motor noch lauwarm und müsste sofort anspringen. Was brauchte sie noch? Das Bündel mit dem Proviant lag im Schuppen, in der alten Karre. Treibstoff? Ein oder zwei Kanister sollte sie mindestens einladen. Wenn sie einmal vom Hof weg war, konnte sie niemand mehr erreichen. Dann hatte sie genügend Zeit, um nachzutanken. Die Schwierigkeit bestand darin, unbemerkt vom Hof zu kommen. Zumindest unbemerkt alles einzuladen!
Wenn der Motor erst einmal lief . …
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