Sylvia blieb noch lange reglos auf dem Boden liegen. Auf dem schmutzigen Linoleum-Fußbodenbelag unter ihrer Stirn bildeten sich kleine Pfützen, bis irgendwann ihre Tränen versiegten. Mein Gott, sie liebte jede Sekunde, in welcher der Schmerz auch nur um ein Quäntchen nachließ.
...
5. Buch - … Nachfrage
Sylvia hoffte sehnsüchtig darauf, jeden Augenblick aus diesem furchtbaren Traum aufzuwachen. Sie hatte völlig vergessen, wo sie sich überhaupt befand. Ihr rechtes Auge blinzelte. Was geschah um sie herum? Ja, sie lag noch immer auf diesem verfluchten Podest in ihrer Nische. Ihr rechter Arm schmerzte inzwischen genauso sehr wie ihr linker Oberarm, da sie über Stunden ungünstig darauf gelegen hatte. Außerdem tat der harte Fußboden alles andere, als diese Situation zu verbessern. Der linke Oberarm brannte noch immer, aber bei weitem nicht mehr so höllisch, wie noch vor kurzem. Sie sah auf. Im Raum war es ruhig.
Die Fremde, welche sie hierher gebracht hatte, stand gelassen in ihrer Nische und betrachtete sie. Sylvia war es unangenehm, so begafft zu werden. Außerdem hatte die sie hierher gebracht. Ein Funke von irrationalem Hass loderte in ihr auf. Was gaffte dieses Weib so schadenfroh? Sylvia versuchte, sich zu erheben. Ihre Gelenke schienen von dem langen liegen zu Bleiklumpen erstarrt. Sie biss die Zähne zusammen und richtete sich auf. Den Blickkontakt mit der Fremden vermied sie tunlichst.
Kniend untersuchte sie nun endlich ihren Oberarm und wäre beinahe vornüber, zurück auf den Boden gestürzt. Ihr wurde schwarz vor Augen und die Welt begann sich zu drehen. Irgendwann stabilisierte sich ihre Umgebung wieder. Das war ein gutes Zeichen, dass sie ihren Schock zu überwinden begann. Die Brandwunde war noch stark gerötet, doch schon jetzt konnte sie die dunklen, verkohlten Symbole in ihrer Haut sehen. Sie blickte unwillkürlich auf. Die Tafel. Dort fand sie jetzt auch diese exotischen Schriftzeichen durch mit sicherer Hand geführte Kreidestriche geschrieben. Bullshit! Fuhr es ihr durch den Kopf. Das ist deine Nische, Sylvi, deine Tafel! Sie lehnte sich gegen die Trennwand zur Nachbarnische und starrte auf den Boden. Was hatte das alles zu bedeuten? Der Gedanke, welcher sich aufdrängte war zu absurd, um wahr zu sein. Trotzdem ließ …
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