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… er alles Blut in ihren Adern gefrieren. Nein, das konnte nicht wahr sein! Das durfte nicht sein! So etwas gab es doch heutzutage nicht mehr, oder? Sie schüttelte den Kopf, um sich selbst von ihrer Argumentation zu überzeugen, doch der Versuch scheiterte kläglich. Die Ziffern unter den Schriftzeichen an der Schiefertafel sprachen eine zu deutliche Sprache. ‚Du bist am A... Sylvi’, stellte die Stimme in ihrem Oberstübchen zweifelsfrei fest. Wütend schlug sie mit der geballten Faust auf den Linoleumboden. „Was gaffst du da so herüber, Miststück!“, rieft sie zu der Fremden hinüber, in die gegenüberliegende Nische. Erneut rannen ihr Tränen über die Wangen. Verflucht, dieser ganze Laden hier sollte verflucht sein.
Mira hatte die Worte zweifellos verstanden. Ihr Gesicht rötete sich, während sie sich beschämt abwandte. 

Mira war sich ziemlich sicher, dass niemand anderes im Raum diese Worte verstanden hatte. Gott sei Dank! Sie konnte sich noch immer nicht völlig erklären, was es mit dieser Heulsuse da auf sich hatte. Sie hatte doch schon alles Menschenmögliche versucht, um mit ihr gut auskommen, im Zweifelsfall würden sie das über Wochen müssen. Was sollte sie denn noch tun? In vielen Dingen schien diese Neue überhaupt keine Ahnung zu haben. Mira wusste ja noch nicht einmal, woher die neue überhaupt kam und weshalb sie hier war. Aber etwas hatte sie inzwischen mitbekommen. Diese Neue verstand kein Wort. 
Zuerst hatte sie geglaubt, das wären Spielchen mit ihr oder sie sei taub oder stumm oder noch etwas viel schlimmeres. Doch inzwischen... Vielleicht war sie ja nicht mehr ganz richtig im Oberstübchen? In diesem Fall würden sie es alle zweifellos schwer haben. Oder aber die neue kannte tatsächlich kein einziges Wort ihrer Sprache. Auch damit dürfte sie es sehr schwer haben. 
Dann dieser vernichtende Blick gerade eben! Was kümmert dich eigentlich das Schicksal dieser Fremden?, rief sich Mira zurecht. Aber ihr Blick wanderte immer wieder zu dem Häufchen Elend, welches da drüben an der Wand lehnte. Oh Gott, wenn sie wirklich kein einziges Wort verstand? Vielleicht wusste sie noch nicht einmal selbst, weshalb sie hier war. Jemand musste sich um sie kümmern. Jemand wie sie selbst, mit dem sich die neue wenigstens bruchstückhaft austauschen konnte.
Ohne es bewusst zu wollen, ruhte ihr Blick schon wieder auf der Nische gegenüber.

Sylvia bemerkte den Blick erst einige Minuten später und antwortete mit einer eisigen  …
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