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… 

Sie Sonne kam bestimmt. Wie jeden Morgen dauerte es nicht lange, bis sie mit voller Gewalt auf das karge Land prasselte. Sylvia schleppte sich unermüdlich vorwärts. Ihre Vorräte waren gestern Abend zur Neige gegangen. Wenigstens hatte sie jetzt nicht mehr so viel zu schleppen. Die kochende Luft flimmerte über dem staubigen Sandboden. Doch manchmal verschwamm ihr das Bild auch direkt vor den Augen. Dann tanzten bunte Sterne und verschleierten ihren Blick. Wie weit kam sie so noch? Wie weit konnte es denn noch sein, verdammt noch mal? Doch aus der Einöde kam keine Antwort. Selbst ihre nervende innere Stimme hatte schon beängstigend lange die Klappe gehalten. Vielleicht hatte sie ja recht? Es kam einer unschuldigen Verurteilung gleich, was Sylvia ihrer Familie angetan hatte. Das gleiche Schicksal, wie es jetzt vor ihr lag. Verflucht! Am Ende hatte sie wirklich nichts anderes verdient.

Mit schwindenden Kräften kroch sie den Hang einer weiteren Sanddüne empor. Der Kamm ragte über die umliegenden Dünen hinaus und beinahe hätte sie es übersehen. Es dauerte einige Momente, bis die Informationen von ihrem Gehirn verarbeitet wurden. Da war etwas! Etwas von Menschen erbautes. Elektrisiert spürte Sylvia, wie ihr Körper die letzten Kraftreserven mobilisierte. Auf dem nächsten Kamm sollte sie es schon deutlicher erkennen können.


Fata Morgana


Sylvia konnte nicht mehr. Immer wieder versagten ihre Füße und sie fiel auf Knien in den heißen Sand. „Du musst, Sylvia, du musst.“ Doch die Fortbewegung war über weite Strecken nun eher kriechend. „Aber du hast es doch gesehen? Dein Ziel ist genau vor dir.“

Sie quälte sich von Düne zu Düne. Dann erhaschte sie endlich wieder einen Blick. Das Ziel war nun deutlich näher und Sylvia erstarrte. Das war unmöglich! Sie sah noch einmal hin, doch an dem Bild änderte sich nichts. Sie starrte auf eine Palisadeneinfriedung. Dahinter lag eine kleine Oase. Das durfte nicht wahr sein, oder? Doch stattdessen fühlte sie unendliche Dankbarkeit. Ihr war egal, was sie ihren Herrschaften erzählen würde. Gab es überhaupt eine Rechtfertigung für das, was sie getan hatte? Sie würde gemeinsam mit ihren Herren hier sterben, aber fürs Erste gab es noch Wasser! Sie kniff die Augen zusammen. Nein! Noch gestern wäre sie niemals dort hinuntergegangen! Doch ihre Beine strebten bereits völlig automatisch der vertrauten Einfriedung entgegen.

Sie passierte den Eingang. Alles schien noch genauso, wie zum Zeitpunkt ihrer Flucht. …


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