… Danach ging sie zurück zum Schlauch und stellte das Wasser wieder an.
Sylvia wusch sich stellte erstaunt fest, dass es eine Wohltat war. Wie viele Tage hatte sie nun schon kein Wasser mehr auf der Haut gespürt? Auch ihr Durst meldete sich zurück, so dass sie gierig die Tropfen hinunterschlang, die in ihrem Mund landeten. Schließlich stellte die Fremde das Wasser ab und winkte sie zu sich herüber. Sylvia sah sich unsicher um. Wer war diese Frau überhaupt? Sie empfand die Situation reichlich skurril. Vielleicht hatte diese Frau, die fast noch Mädchenhaft wirkte ja nicht mehr alle Tassen im Schrank? Sie schwor sich auf jeden Fall, vorsichtig zu sein. Noch vorsichtiger als bisher.
Die andere winkte, hielt ihr den Schlauch entgegen und deutete auf sich selbst. Sylvia war noch immer reichlich verstört. „Mein Gott Sylvie, das dauert heute ja Ewigkeiten, bis du überhaupt mal was kapierst.“
Dann kam die Erkenntnis. Etwas verärgert über die eigene innere Stimme stellte sie das Wasser an und spritzte damit die Fremde nass. Und auch das war eine Wohltat. Es machte Spaß. Sylvia spritzte im Raum herum, bis die andere genug hatte, sich die Tropfen von der Haut strich und sie zu sich winkte. Sylvia hatte gar nicht bemerkt, dass sie in der Wärme schon fast wieder vollständig trocken war.
Auch der nun folgende Dialog war rechte einseitig. Die Fremde deutete auf sich selbst und sagte dazu ein Wort, das wie [mira] klang. Sylvia zuckte mit den Schultern. Sie hatte keine Lust mehr, sich auf irgendwelche Spielchen einzulassen. Die sollten sie doch endlich in Ruhe lassen. Ihr Kopf hatte wieder zu schmerzen begonnen und sie selbst wollte einfach nur ein ruhiges Eckchen, an dem sie die Augen schließen, etwas essen und schlafen konnte. Das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, war irgendjemand, der sie wieder mit sinnlosem Mist zu textete. Mira (obwohl Sylvia zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, dass das ihr Name war) sagte noch etwas, dann gab sie es auf. Mit der flachen Hand auf Sylvias Rücken schob sie diese zurück in den Nebenraum, aus welchem sie gekommen war. Diese ließ es schweigend geschehen und stellte erstaunt fest, dass die Wächter verschwunden waren.
Mira musterte das völlig zerfetzte Shirt, welches hier noch auf dem Boden lag, hob es mit den Fingerspitzen auf und rümpfte die Nase. Sylvia musste zugeben, dass es jetzt nur noch wie ein alter, zu oft gebrauchter Lappen aussah. Die Fremde sammelte auch die anderen Überreste ihrer Kleidung zusammen, bevor sie alles in den Mülleimer warf. …
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