An satt ihren Triumph zu genießen, stülpte sich Sylvia der Magen um. Mit einem Mal war ihr hundeübel.
So schlecht, wie in den nächsten Tagen, war es ihr noch nie zuvor in ihrem Legen gegangen. Am Tag konnte sie kaum etwas essen und jede Nacht sah sie diesen unendlich vorwurfsvollen Blick. Wieder und wieder. Ein anklagendes Flüstern, welches ihr nur vier Worte immer wieder eingravierte: Was hast du getan?
...
6.2 - Die Auslöse
Sylvia warf sich im Traum hin und her. Die allgegenwärtige Hitze machte sie fiebrig. Sie befand sich in einem großen Gerichtssaal. Ihr Blick wanderte zu dem großen Fenster. Irgendwie wusste sie, dass da unten ein mit Heu beladener Wagen stand, obwohl sie ihn nicht sehen konnte. Dann sah sie hinüber zu den Zuschauern, den Geschworenen, die Richterin saß rechts von ihr. Im Saal herrschte Unruhe. Sylvia befand sich mitten in ihrer Verhandlung.
Dann sah sie Mira unter den Zuschauern sitzen. Ein Funke von Hoffnung keimte in ihrem Inneren. Dieses Mal würden die sie nicht so einfach verurteilen können. Nein! Denn sie hatte Mira gesehen. Die konnte für sie übersetzen und schon bald würde sich die ganze Angelegenheit aufklären! Dieses Mal würde alles anders werden, denn sie hatte endlich die Möglichkeit, ihnen die Wahrheit zu erzählen. Die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit, sowie mir Gott helfe.
Die Schläge des Holzhammers dröhnten in ihren Ohren, doch kurz darauf wurde es mucksmäuschenstill im Saal.
„Die Verhandlung ist eröffnet!“ Sylvia sah sich nicht zur Richterin um, doch die Stimme kam ihr irgendwie bekannt vor. „Wie lautet die Anklage?“ Erst jetzt fiel Sylvia auf, dass sie die Worte verstehen konnte. Es blieb jedoch keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, denn plötzlich stand Mira auf. Ein Raunen ging durch die Menge. Langsam ging sie nach vorn in die Mitte des Saales, wo sie jeder sehen konnte. „Diese Frau“, sie deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf Sylvia. „Diese Frau wird beschuldigt, meinen Erlös vorsätzlich und aus reiner Boshaftigkeit verfälscht zu haben! Ich konnte meine Schuld nicht einlösen. Und damit hat sie mich um weitere zwei Jahre meiner wertvollen Lebensspanne betrogen! Ich beantrage deshalb die Höchststrafe!“ Sylvia wurde ...
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