Wurde es ihr schwarz vor Augen oder hatte sie diese bewusst geschlossen? Sylvia konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen. Die Stöße auf der Straße wurden immer stärker. Ihr Kopf wurde hin und her geschleudert. Sie war unendlich müde und erschöpft, wollte endlich ein Nickerchen machen, doch ihre Stirn fiel immer wieder gegen dieses feste, drückende Polster. Um sie herum das Rauschen, dieses monotone Rauschen. Ihr fiel auf, dass der Motor inzwischen irgendwie seltsam klang. Gar nicht mehr dieses eingehende Brummen.
Wieder eine heftige Erschütterung. Reflexartig hielt sie ihren Kopf, um ihn vor einem erneuten Aufprall zu bewahren. Vielleicht würde sie sich ja mit der Zeit an die Hitze gewöhnen. Schon jetzt ging es ihr viel besser. Auch der stechende Schmerz im Gesäß (durch die harte Unterlage) war etwas besser geworden. Ja, es würde besser werden. Sie atmete tief durch. Wieder ein heftiges Rütteln, dann riss ein ohrenbetäubendes Rauschen sie jäh aus dem Dämmerzustand. Was war das? „Meine Damen und Herren. Wir bitten sie, die Turbulenzen zu entschuldigen.“ Bitte was? Sylvia versuchte, ihre Augen zu öffnen. „Ich kann ihnen versichern, dass alles in Ordnung ist. Wir werden in etwa zwanzig Minuten, planmäßig unser Ziel erreichen.“ Ein elektronisches Knirschen beendete die Übertragung.
Was zum Teufel...? Als erstes fiel ihr Blick auf das winzige, runde Fenster direkt vor ihr. Sie keuchte, schnappte nach Luft, konnte es kaum glauben. Dahinter waren die Wolken zu sehen! In der schwachen Morgensonne! Von oben! Sylvias Hände verkrampften sich um die Armlehne ihres Sitzes. Ein Frösteln überzog ihre Arme mit einer Gänsehaut. „Oh mein Gott“, stieß sie hervor, so dass sich der ältere Mann mit der Nickelbrille zu ihre umdrehte. „Geht es ihnen nicht gut, junge Frau?“–
Sylvia schüttelte benommen den Kopf. Sie brachte kein weiteres Wort hervor.–
„Wenn sie Höhenangst haben, oder auf Toilette müssen, brauchen sie es nur zu sagen.“–
Diese nickte. „Ja, danke, aber es war nur ein böser Traum, nichts weiter!“–
Der ältere Mann nickte. „Bei diesen Turbulenzen kann ich das gut verstehen.“–
„Gar nichts können sie sich vorstellen!“, wollte Sylvia ihn anfahren, doch sie verkniff sich die Worte im letzten Augenblick. Was hatte sie nur plötzlich ...
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