... genannt. Überall und ständig aber war man auf die schmalen, sehr hohen und eleganten Obelisken mit elektrumüberzogenen Spitzen getroffen, die mit ihrem Glanz den Eindruck vermittelten, daß die ganze Stadt dem Himmel zutrebte. Die Arbeiter- und Händlerviertel hatten sie nur gestreift und Nefer hatte es nicht gewundert, denn in den etwas engeren Straßen dort, hatte es von Leuten gewimmelt und es wäre mit dem Wagen ein schlechtes Durchkommen gewesen. An jeder Ecke schienen kleinere Märkte stattzufinden und es roch nach Gewürzen, Duftwässerchen und gebratenem Fleisch. Diese Gedanken erinnerten Nefer daran, daß sie vor lauter Entdeckungseifer noch gar nicht gefrühstückt hatte und wie zur Bestätigung begann ihr Magen zu knurren. Haremhab hatte sich an ihr vorbeimanövriert, war vom Wagen gesprungen und hatte die Zügel einem herbeigeeilten Soldaten übergeben. Er machte zwei lange Schritte, dann schien er sich seiner Pflichten zu erinnern, machte kehrt und reichte Nefer grinsend eine Hand, um ihr herunterzuhelfen. Er schien gar nicht mehr so viel gegen sie zu haben, denn er zwinkerte ihr zu und meinte: „Ganz so unangenehm war diese Ausfahrt gar nicht. Wenigstens bist du keine von den Weibern, die immer nur reden und reden.“ Damit wandte er sich ab und ließ sie endgültig stehen. Nefer lächelte still vor sich hin. Dieser seltsame Krieger konnte anscheinend ganz nett sein. Sie setzte sich in Bewegung, durchquerte den Stall und ging dann langsam durch den riesigen Palastgarten. Das Areal war nicht auf einen Blick zu übersehen. Es gehörte nicht nur die Wohnstatt des Pharao zum Gelände, es standen hier auch die Paläste und Häuser vieler Edler und Beamter, welche nicht im Palast wohnen konnten oder wollten; auch gab es separate Küchen und Dienstbotentrakte. Nefer erkannte nun die Rückseite des Palastes. Sie hatte am Vorabend nicht gesehen, daß das ganze Gebäude aus rosafarbenem Naturstein bestand. Sämtliche Mauern und Säulen waren damit überzogen. Die Säulen schmückten nicht nur die Front, sie umzogen das gesamte Gebäude. Nefer stieg auf eine der kleinenBrücken, welche Bäche und zum Teil auch Teiche überspannten, um einen Blick auf das flache Dach des zweistöckigen Gebäudes zu erhaschen. Von ihrem leicht erhöhten Aussichtsplatz konnte sie sehen, daß der Palast einen großen Innenhof besitzen mußte, denn dem Dach fehlte in der Mitte ein beachtliches, viereckiges Stück. Ein lautes Knurren ihres Magens erinnerte Nefer wieder an ...
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