... geendet hatten; der Pharao jedoch lebte nach anderen Regeln und hatte für solche Verlustierungen nicht viel übrig. Als die Musiker eine Pause einlegten, winkte Nofretete Nefer zu sich und bat: „Tu mir den Gefallen, Kind, und sing mit etwas vor. Deine Stimme ist so hübsch anzuhören.“ Verlegen ließ sich Nefer von einem der Diener eine Laute reichen und setzte sich zu Füßen ihrer Herrscherin. Die meisten Menschen hier, die sie jetzt neugierig ansahen, waren ihr egal; aber wegen einem ernsten dunklen Augenpaar, das unverwandt auf ihr ruhte, hätte sie am liebsten das Instrument weggeworfen und wäre davongerannt. Nefer schüttelte trotzig den Kopf – schließlich spielte sie für ihre Königin. Sie stimmte eine melancholisch Weise an und begann, mit sehnsuchtsvoll vibrierender Stimme, ein altes Lied aus ihrer Heimat zu singen. Antefs Blick hing wie gebannt an der zierlichen Sängerin, deren betörende Stimme direkt in sein Herz zu dringen schien. Auch die anderen Gäste waren verstummt und lauschten fasziniert dem ungewöhnlichen Gesang des fremdartigen Mädchens. Als Nefers Lied endete blieb es kurz still im Raum, dann brandete begeisterter Applaus auf. Schüchtern erhob sie sich und verbeugte sich vor der zustimmend lächelnden Nofretete. Dann schlich sie möglichst unauffällig zurück an ihren Platz, die Laute wie zum Schutz vor die Brust haltend. Inzwischen hatte die Musik wieder eingesetzt und die Gespräche setzten sich fort. Unvermittelt fühlte sich Nefer bei der Hand genommen und vom Kissen hochgezogen. Sie wollte schon protestieren, als ein Blick in die tiefen, ernsten Augen des jungen Mannes sie verstummen ließ. Er nahm ihr sanft die Laute aus der Hand und legte sie auf ein Kissen, dann folgte Nefer ihm still durch die verhangenen Torbögen ins Freie. Lange schlenderten sie schweigend nebeneinander her durch den von tausend Lichtern erhellten Park. Nefers Gefühlswelt stand Kopf. Schließlich hielt sie es nicht mehraus, blieb abrupt stehen, schaute zu Antef auf und fragte mit tiefem Ernst in der Stime: „Was willst du von mir?“ Er wandte sich ihr zu, hob zärtlich mit dem Finger ihr Kinn und schaute ihr tief in die Bernsteinaugen in denen sich die Lichter der Nacht spiegelten, dann antwortete er kurz und bündig: „Dich!“ Seine direkte Art hatte ihr wieder einmal die Sprache verschlagen und das nutzte er aus und legte sanft seine Lippen auf die ihren. Seine Hände lagen auf ihren Schultern, aber er zog sie nicht an sich, als ob er ...
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