... und Gefolge anreisen, vielleicht bestand ja eine Chance...Allein daran zu denken ließ ihr Herz schneller schlagen. Seit fünf Jahren hatte sie Antef nicht mehr gesehen, aber vergessen hatte sie den jungen Arzt und ihren ersten Kuß nie – obwohl er bald darauf nach Theben gereist war. Echnaton hatte ja damals, nach dem Fest und einem weiteren schlimmen Anfall, den jungen Arzt gebeten, dorthin und gegebenenfalls auch weiter zu reisen, um seine ärztlichen Künste speziell in Richtung der Krankheit des Pharao weiterzubilden. Seitdem hatte Nefer nur ab und an von ihm gehört. Die erste Zeit hatte sie sehr gelitten, obwohl sie sich gar nicht ganz darüber klar gewesen war, warum eigentlich. Mit der Zeit hatte der Kummer nachgelassen, aber vergessen konnte sie nie. All die jungen Männer, die sie umworben hatten, oder auch nur mit ihr geflirtet, hatte sie immer nach kurzer Zeit abgewiesen. Mit ihnen hatte nicht einmal das Geplänkel, geschweige den das Küssen solchen Spaß bereitet, wie mit Antef. Der Arzt hatte ihr immer wieder Grüße ausrichten lassen, wenn er dem Pharao Berichte über seine Forschungen schickte, aber es war eine so lange Zeit vergangen. Was, wenn er inzwischen verheiratet war? Was, wenn er zehn Kinder hatte? Nefer rieb so heftig an Nofretetes Haut, daß diese sie verwundert ansah.
*
Es waren hektische Tage, die auf die Ankündigung des Besuchs der Königsmutter folgten. Etliche Arbeiter waren von ihren momentanen Arbeitsstellen abberufen worden und Echnaton schaffte es tatsächlich innerhalb von einer Woche einen prächtigen Palast einzurichten. Natürlich waren noch nicht alle Arbeiten beendet, als bereits einen Tag später Teje eintraf, doch einige Zimmerfluchten waren schon zum Bezug bereit. Vom Palastdach aus hatte ein Aussichtsposten den langen Troß von Schiffen gesichtet und sofort Bescheid gegeben. Wie schonbei der Ankunft von Nofretete, vor vielen Jahren, so wartete der Pharao auch jetzt vor dem Altar des Sonnentempels auf die Ankunft seiner Mutter. Der Hofstaat mitsamt der königlichen Familie und auch Nefer befanden sich bereits an Ort und Stelle, als Teje endlich den Platz betrat, gefolgt von ihrem Hofstaat und dem Volk von Achetaton. Die dunkelhäutige Frau umarmte Pharao, als ob er noch ein Junge sei. Leicht verlegen machte er sich nach einer Weile los und es wurde ihr zu Ehren ein Opfergottesdienst abgehalten. Nefer hatte weder Augen für die rührende Szene vor dem Altar noch für den Gottesdienst. ...
◄ zurück blättern Beurteilen Sie den Text bitte fair.
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.
14 Leser seit 1. Jan. 2024 für diesen Abschnitt