… Sonja sah äußerst lustig aus. Die Figur hatte sie vom Da-ckel und die Lockenpracht vom Pudel. Sie war ein sehr liebes Tier; nur vor Männern hatte sie eine völlig unbe-gründete Angst. Keiner wußte warum das so war. Als jetzt also Klaus und Micki die Wohnung betraten verschwand Sonja mit herzerweichendem Gewinsel unter dem Sofa und lugte nur ganz vorsichtig mit ihren schwarzen Knopfaugen darunter hervor. Micki und Klaus sahen sich ratlos an, denn beide waren eigentlich große Tierfreunde und verstanden Sonjas Angst nicht. „Was hat se denn?“ fragte Klaus und Gitta erklärte, daß Sonja eine undefi-nierbare Panik vor dem männlichen Geschlecht hegte. Grinsend meinte Karena zu Klaus: „Des isch ja wohl au koi Wonder, bei dene viele Machos, die wo heutztag rumhüpfat. Vielleicht solltesch d ihr beweisa, daß du a „Softy“ bisch?!“ Klaus überlegte eine Weile und fragte dann Gitta: „Wenn i mi also absolut unmännlich aufführ, dann kommt se zu mr her?“ Gitta wiegte den Kopf hin und her und sagte: „I weiß ja net, was d vorhasch, aber dumm sind Hunde fei net.“ Sie hatte kaum ausgeredet, als Klaus sich auf die Knie niederließ und mit hoher Fis-telstimme in Sonjas Richtung rief: „Ei, dutsi, wutsi, eiei-eieieiei!“ Gitta, Karena und Micki sahen befremdet grin-send auf den in Babysprache brabbelnden Klaus hinab, der ein Bild für Götter bot; aber noch ehe sie ihren Zwei-feln Ausdruck verleihen konnten, kam Sonja mit gespitz-ten Ohren und wedelndem Schwanz unterm Sofa her-vorgeschossen und warf sich vor Klaus auf den Rücken, um sich kraulen zu lassen. Triumphierend sah Klaus zu den Zweiflern auf und kommentierte: „Soviel zum The-ma Hunde-Intelligenz.“ Die anderen konnte es nicht fas-sen, aber von diesem Tag an stürzte sich Sonja jedesmal wenn sie ihn sah mit Freude auf Klaus. Anscheinend hielt sie ihn für eine Frau, einen Zwitter, oder sonstiges. Je-denfalls nicht mehr für einen furchterregenden Mann.
Ausgenutztes Mitleid
Nach dem köstlichen chinesischen Essen bei Gitta be-schlossen die zwei Paare in eine Pilsbar im Ort zu gehen, denn es war Samstag und die Nacht war noch jung. Sie waren noch keine halbe Stunde im Lokal, als Melinda sich zu ihnen setzte. Unvermittelt fiel sie Karena um den Hals und begann einen wahren Wasserfall an Tränen über diese zu ergießen. Da Karena kein Wort der unter Schluchzen hervorgestoßenen Tirade verstand, setzte sie sich mit Melinda für eine Weile an einen anderen Tisch, um in Ruhe mit ihr reden zu können. …

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