… “ Sie schwieg eine Weile dann fuhr sie fort indem sie Sunu anblickte: „Leutnant Sunu, ich stelle dir ein Schreiben aus, das dir freien Zugang zu allem in der Nekropole erlaubt, was du zu sehen wünschst und das dir den Respekt der dortigen Soldaten und ihrer Vorgesetzten sichern wird.“ Seufzend fügte sie hinzu: „Hoffentlich.“ Auch die Königin wusste über die Eigenheit des Völkchens über dem Fluß Bescheid. „Hui,“ sie wandte den Blick von Sunu zu ihrem Leibwächter, „du wirst ihn begleiten. Vier Augen sehen mehr und vier Ohren hören mehr als zwei.“ Zögernd sprach Sunu die Herrin beider Länder nochmals an: „Herrin, es wäre wichtig, dass ich das Schreiben bald erhalte. Ich möchte noch vor Einbruch der Dunkelheit ans Ostufer zurückkehren um meine Beobachtungen anzustellen solange die Spur noch heiß ist.“ Nachdenklich glitt Hatschepsuts Blick über ihre Schulter zu ihrem Leutnant. „Du hast Recht. Es wäre interessant zu wissen, wie genau die Leute es mit der Nachtwache um den Tempel nehmen. Meiner Ansicht nach kann diese Sabotage nur nächtens durchgeführt worden sein.“ Sie wandte sich wieder ihrem Spiegelbild zu und fuhr fort ihr Haar zu kämmen. „Ihr könnt euch zurückziehen, alle bis auf Senmut.“ Erleichtert aufatmend zogen sich die restlichen Getreuen rückwärtsgehend zurück. Kurz bevor Sunu die Tür erreicht hatte, hörte er noch die inzwischen wieder ruhige Stimme seiner Herrin: „Leutnant Sunu, ich schicke dir gleich meinen Arzt. Er soll sich deinen Rücken ansehen bevor du die Totenstadt aufsuchst.“ Überrascht zog Sunu sich zurück: Die Herrin hatte tatsächlich seine Verletzung bemerkt.
Der Geist
Die Re-Scheibe senkte sich dem Horizont entgegen, als Hui und Sunu auf einem kleinen Nachen unauffällig den Fluß überquerten. Die Königin hatte dafür gesorgt, dass am anderen Ufer zwei Esel für sie bereitstanden. Ein stiller Diener übergab sie ihnen und entfernte sich dann rasch. Sunu und der Leibwächter hatten sich für äußerste Unauffälligkeit entschieden. Je weniger sie beachtet würden, desto besser. Sie trugen beiden nur einen kurzen Leinenschurz mit Gürtel und Waffe sowie einen Lederbrustharnisch. Sunu hatte es sich allerdings nicht nehmen lassen, das Geschmeide mit dem Horusauge anzulegen. Es sollte ihm bei diesem gefährlichen Unterfangen Glück bringen. Allerdings war es unsichtbar, da es zwischen dem Verband, den der Leibarzt Hatschepsuts über seine Rückenverletzung gelegt hatte, und dem Brustharnisch lag. …

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