… Das Gesicht war eine weiße Maske; der zu einem Knurren verzerrte Mund zeigte spitze Zähne und die Augen lagen im tiefen Schatten der vorspringenden Stirn. Ein Fell mit runden Ohren bedeckte das Haupt... mehr konnte Sunu nicht mehr feststellen, denn ein stechender Schmerz in seiner linken Brust ließ ihn in kampferprobter Reaktion, allerdings durch den Schreck leicht verspätet, den Arm hochreißen. Die unheimliche Gestalt wurde zurückgedrängt und Sunu riß, seine kurze Wehrlosigkeit abschüttelnd, das Knie hoch und rammte es dem Gegner in den Magen. Taumelnd ging die Spukgestalt rückwärts und Sunu bemerkte nun, dass der ganze Körper von einem hellen Weiß war, welches im Lichte Chons schimmerte wie ausgebleichte Knochen. Sunu fasste sich mit der rechten Hand an die verletzte Schulter und spürte warmes Blut durch seine Finger rinnen. Als sein Gegner merkte, dass der Leutnant nicht zu Boden ging wandte er sich zur Flucht. Noch ehe sich Sunu jedoch an die Verfolgung machen konnte, hörte er ein flirrendes Zischen und einen erstickten Schrei aus der Kehle des Flüchtenden und sah den weißen Schatten zu Boden sinken. Hinter einer flachen Düne tauchte der riesenhafte Schatten des Leibwächters der Königin auf und selbst in der nur vom Mond erleuchteten Dunkelheit konnte Sunu die strahlendweißen Zähne in einem breiten Grinsen aufblitzen sehen. „Mein Messer trifft auch im Flug.“ Rief der Hüne ihm zu während beide sich dem Liegenden näherten. Als die zwei Männer die leblose Gestalt erreicht hatten zog Hui sein Messer aus deren Körper und drehte sie mit dem Fuß vom Bauch auf den Rücken. Sunu sog überrascht den Atem ein. Zuvor hatte er die Spukgestalt ja nur kurz gesehen, da der Angriff aus heiterem Himmel und sehr schnell vonstatten gegangen war. Jetzt nahm er die Details des unheimlichen Aussehens des Angreifers wahr. Auch Hui betrachtete das „Ding“ mit äußerster Skepsis. So etwas war ihm in seiner langen Laufbahn als Leibwächter noch nicht untergekommen. Zum Glück hielt sich der Aberglaube der zwei Männer in Grenzen und vor allem musste es sich hierbei ja wohl doch um etwas menschliches handeln, da es reglos und blutend vor ihnen lag. Sunu ging in die Hocke und betrachtete sein „Nachtgespenst“ näher. Die Brust des Mannes hob und senkte sich in flachem Atem – er lebte noch. Der Leutnant wischte mit der Hand über den Arm des Verletzten und hob einen Finger – weiß verfärbt – an seine Nase. „Mehl! …

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