… Bauwerk abwenden. „Sind wir nahe genug?“ Unterbrach die Stimme Hui`s die Betrachtung des Leutnants. Sunu zügelte den Esel und blickte sich um. Deir El Medina lag ein Stück hinter ihnen; vor ihnen lag ein Stück Wüste mit wenig Gebüsch und ein paar verkrüppelten Dattelpalmen. Sunu kniff die Augen zusammen und erkannte im Schatten eines Tamariskenhains ein kleines Gebäude. „Das da drüben,“ er zeigte mit dem Finger auf das Häuschen, „muß das Wachhaus sein. Dort halten sich die Soldaten der Tempelwache zwischen ihren Kontrollgängen auf.“ Hui nickte zustimmend und Sunu fuhr fort: „Ich denke wir binden die Esel hier an den Palmen fest und nähern uns zu Fuß. Dann legen wir uns in einigem Abstand auf die Lauer und beobachten, ob die Kontrollgänge tatsächlich eingehalten werden und ob die Soldaten sie mit gebührender Aufmerksamkeit durchführen.“ „Ich sehe eine alte Mauer links vom Wachhaus.“ Raunte Hui. „Dort werde ich mich verstecken.“ Sunu nickte und wies auf einen Sandhügel auf dem ein paar größere Felsbrocken thronten: „Da werde ich sein.“ Die beiden Männer blickten sich kurz an. „Hui, es kann eine lange kühle Nacht werden.“ Der große Schwarze nickte dem Leutnant zu und sie trennten sich und gingen in verschiedene Richtungen davon.
*
Sunu hatte sich noch nicht lange hinter den Felsen verschanzt, als er die erste Patrouille beobachtete. Sie bestand aus acht Soldaten von denen je vier in eine andere Richtung gingen. Sie absolvierten den vorgeschriebenen Kontrollgang um den Tempel und kehrten nach geraumer Zeit zurück. Sunu blickte zum Firmament und stellte fest dass Chons, der Mondgott, bereits sein blasses Licht verströmte. Von der Sonnenscheibe war nur noch ein dunkelblauer Streifen über den Bergen zu sehen. Die Sterne blinkten hell und trotz der Dunkelheit waren die Soldaten, sowie die Felsen, Bäume und Gebäude in Sichtweite gut zu erkennen. Die Wächter zogen sich in das Wachgebäude zurück und Sunu sah, wie hinter dem kleinen Fenster ein Licht entzündet wurde. Der blaue Streifen hinter den Bergen verschwand und das geisterhafte Mondlicht überzog den Sand wie mit einem bleichen Teppich. Es war sehr still geworden, nachdem die Soldaten sich zurückgezogen hatten. Lediglich das entfernte Geheul eines einsamen Schakals durchdrang hin und wieder die Nacht. Es mussten Stunden vergangen sein und vergeblich hatte Sunu auf den nächsten Kontrollgang …
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