…
Seit Jahren wartete mein Ego darauf, daß es dem Talent endlich gelingen möge, irgendwann die Oberhand zu gewinnen.
Ich war leidenschaftlicher Nichtraucher - böse Zungen behaupteten, es sei meine einzige Leidenschaft - und somit war in meinen Räumen in aller Regel kein Aschenbecher zu finden. In meiner Schreibtischschublade fingerte ich nach einer Kaffeetasse und schob sie bedächtig zu ihr hinüber.
„Bitteschön“, entströmte es meinem Mund in einem kaum zu erwartenden und meiner Stimmung angemessenen Redeschwall.
Beim Inhalieren strömte der Rauch aus ihrem roten Mund direkt in die Nase, was ihr ein animalisches Aussehen bescherte. Etwa wie das eines aktiven Vulkans auf den Philippinen. Dann drehte sie die Asche am Rand der Tasse, bis sie hineinfiel, dabei ließ sie mich keinen Moment aus den Augen. Immer wieder wanderte der Rauch aus dem Vulkanschlot in ihre hübsche Nase. Ich konnte meine Augen nicht von diesem Anblick wenden.
„Sie sind Detektiv?“ begann sie endlich die Unterhaltung, und ihre Stimme war wie die Rauchwolken, die sie inhalierte.
„So steht es an meiner Tür“, entgegnete ich versuchsweise desinteressiert, und mein Blick streifte das matte gläserne Bürotürfenster, auf dessen Innenseite man die Buchstaben entziffern konnte, Profession und Name.

Der schwarzgekleidete dampfende Schlot vor mir mit diesem blutroten Krater richtete sich gerade, stellte die halbgerauchte Zigarette in die Kaffeetasse und starrte mir trotzig ins Antlitz.
„Finden Sie meinen Bruder, Mr. Callahan!“
„Gilligan“, korrigierte ich sie sanft.
Kontrolliert sog ich die Luft ein, bis meine Lungen eine weitere Aufnahme verweigerten. Gilligan, verflixt noch mal, nicht Callahan! Harry Callahan, das war der andere, der mit dem harten Blick und den Zigarillos. Mein Name war und ist Harry Gilligan. Und wenn die Leute meinen Namen verbogen oder verdrehten, dann verstärkte das meinen Frohsinn in keiner Weise.
„Harry Gilligan, wenn‘s nicht zuviel Umstände macht“, schob ich noch etwas sanfter nach, um abschließend zu fragen: „Seit wann ist ihr Bruder verschwunden?“
Sie sah mich mit ihren kastanienbraunen Augen an, als ob ich ihr ein unsittliches Angebot gemacht hätte. Was im übrigen durchaus noch hätte passieren können.
„Noch nicht sehr lange. Aber ich mach mir Sorgen.“
„Seit wann?“ insistierte ich.
Sie begann, mit ihren Fingern in der Kaffeetasse nach der Zigarette zu tauchen und schickte lapidar hinterher:
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