…
„Also, dann bis acht.“
Damit drehte sie sich um und schwebte aus meinem Büro. Den Mund geöffnet, sog sich mein Blick an ihren endlosen Beinen fest, an den schwingenden Hüften. Die Nähte an ihren Strümpfen fehlten. Natürlich. Schließlich waren es keine Netzstrümpfe, wie sie jene Damen trugen, die mich zuweilen kontaktierten, wenn einer ihrer Freier mal wieder - ohne Bezahlung - eine viertel Stunde zuviel keuchend auf ihnen Hoppereiter gespielt hatte. Das kam öfter vor und hielt mich finanziell einigermaßen über Wasser.
Synchron mit der Tür schloß sich auch mein Mund wieder.
Reich wird man als Schnüffler nicht. Ich kenne keinen Kollegen, der im eigenen Haus wohnt oder sich einen Neuwagen hätte leisten können. Schon manch einer starb an einem Infarkt bei dem Versuch, über seinen Schatten zu springen. Viele sprechen schon von einer Glückssträhne, wenn sie drei Tage keine in die Fresse bekommen haben. Und auch für mich hatte das Schicksal bei der Frage: Alles oder nichts, stets die hintere Hälfte der Redensart bereitgestellt.
Dennoch will ich mich nicht beklagen. In einer Stadt wie San Francisco zurechtzukommen, ist kein Zuckerschlecken, aber es geht. Seit vielen Jahren bin ich im Geschäft, zu lange schon, und den Wunsch, eines Tages auf einem eigenen Hausboot zu wohnen, werde ich wohl noch etwas auf Eis legen müssen. Manche meiner Kunden verhalten sich nämlich wie die Freier meiner Netzstrumpfdamen: Sie zahlen entweder nicht oder zu wenig. So ist das Leben, aber ich sage mir: Füttere niemals die Hand, die dich beißt, und damit bin ich immer gut gefahren.
Es war höchste Zeit meine Pistole zu reinigen. Ich vertrete die Auffassung, eine gut gewartete Waffe ist die beste Lebensversicherung, und so zerlegte ich meine Walther auf dem Schreibtisch, reinigte sie und versah die wichtigen beweglichen Teile mit feinstem Waffenöl. Danach baute ich sie wieder zusammen. Im Grunde trug ich die Waffe selten bei mir. Außer wenn ich ins Halbwelt-Milieu eintauchte, und das war beinahe täglich der Fall. Man fühlte sich irgendwie sicher. Auch das Halfter ölte ich zuweilen ein wenig, damit die Pistole schneller heraussprang. Das konnte einem das Leben retten, wenn es auf Sekundenbruchteile ankam.
Nach getaner Arbeit hängte ich das Schulterhalfter wieder an seinen angestammten Platz am Garderobenständer. Meiner Ansicht nach hing es dort optimal. Immer wenn ich mein Jackett überstreifte, sah ich es; ich konnte meine Waffe praktisch nie vergessen. …
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